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Japanische Kampfhörspiele – Neues aus dem Halluzinogenozinozaen CD Kritik

Japanische Kampfhörspiele – Neues aus dem Halluzinogenozinozän (© Bastardized Recordings)

Japanische Kampfhörspiele – Neues aus dem Halluzinogenozinozän (© Bastardized Recordings)

2020 hat gefühlt nur die Pandemie für sich beansprucht. Also, in absoluter Form. Klar, es war viel, es war unschön und die Ausmaße, die gewisse politische Gruppierungen angenommen haben, sind auch alles andere als schön. Eigentlich war das in gewisser Weise auch eine (wirtschaftliche) Depression aber auch eine politische, eine gesellschaftliche, eine gesundheitliche, eine ganzheitliche und leider keine homöopathische, denn das hätte nicht funktioniert. Also, schon von Natur aus nicht. Die Band Japanische Kampfhörspiele legt im Jahr 2 der Corona-Pandemie ein vielfältiges Album mit unaussprechlichem Titel vor: “Neues aus dem Halluzinogenozinozaen”. Was? Klingt wie eine Übung beim Logopäden für die Fortgeschrittenen. Man bekommt allerdings schön auf die Zwölf.

Japanische Kampfhörspiele – Neues aus dem Halluzinogenozinozän (© Bastardized Recordings)
Japanische Kampfhörspiele – Neues aus dem Halluzinogenozinozän (© Bastardized Recordings)

Auch nach gefühlt 100 Durchläufen des neuen JaKa-Longplayers weiß ich nicht mehr so recht, wie mir geschieht. Konnte man einst zum Großteil davon ausgehen, dass es sich um Grindpunk (bandeigene Eigenbezeichnung) handelt, bekommt der Hörer hier zwar auf die Zwölf in Form von Grind. Aber die Band scheut sich hier noch weniger vor neuen Einflüssen. Thrash Metal-Riffs, hier mal Gekeife, das eher an Black Metal erinnert. Einzig die Lyrics sind hervorragend. Daher nachfolgend mal einige Kostenproben.

Gelenkverschleiß, Gefäßverschluss, Pawlow‘scher Speichelfluss.
Bandcamp-Seite von Japanische Kampfhörspiele
Nicht Hochzeits-, sondern Hochleistungsgesellschaft.
Mit einem Schlag unfuckable.
Bandcamp-Seite von Japanische Kampfhörspiele
Halt deine Schnauze
in den Thermomix!
Bandcamp-Seite von Japanische Kampfhörspiele
Als wäre das noch nicht genug, gibt es hier und da Überraschungen. Soweit in Erfahrungen zu bringen war, habe ich hier keine der “Standard-Sänger” von JaKa gehört, sondern Gastsänger:innen haben ihren Teil dazu beigetragen. Das sorgte für die nötige Abwechslung. Man kann diesen Genre-Wechsel, der häufig erfolgt, als anstrengend empfinden, immer kommen neben den genannten noch klitzekleine jazzige-Phasen dazu und die Instrumentalstücke kombinieren Gitarren-Sounds mit Electro. Letzteres stammt von dem Jakanese Side Project Elektrokill. Mehr dazu hier. Diese Parts kann man als lästig empfinden oder sich darüber einfach freuen. Mal etwas Herausforderung

Kritik bekommen allerlei Gruppierungen ab: Nazis, Antifeministen, Fleischkonsumenten, die eigene Szene, die Gesellschaft als solche. Warum auch nicht? Kein Punkt dabei, den man nicht nachvollziehen könnte. Musikalische wie textlich eine abwechslungsreiche Geschichte. Und wie schrieb die Bandinfo noch treffend?

…leider mal wieder kein Grindcore-Album, sondern bloß ein weiterer Meilenstein der Musikgeschichte
Bandinfo zum Album
Für mich als langjähriger Hörer der Band eine wirklich treffliche Beschreibung des Albums. Kein Grindcore, nichts, was zu erwarten wäre. Dafür kommt halt auch keine Langeweile auf. Also, bei mir nicht. Und ich denke, so kann es vielen Hörer:innen gehen. Erstaunlich erfrischend, melodiös, auf die Zwölf, mit Kritik versehen und eines meiner Favoriten-Alben in diesem Jahr.

Oliver Lippert
Oliver Lippert
Schreibe schon seit Mitte der 1990er und habe seit Oktober 2020 zwei Bücher ("Kaleidoskop - Abschnitt 1 -" und "Kaleidoskop - Abschnitt 2 -") veröffentlicht.