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In Flames bestehen aktuell aus Anders Fridén am Gesang, Björn Gelotte und Niclas Engelin an den Gitarren sowie Bryce Paul am Bass und Joe Rickard / Tanner Wayne an den Drums. Die Bandinfo zur Platte schreibt: „Seit sie halfen, Schwedens legendären Sound der “Göteborger Schule” vor drei Jahrzehnten mitzubegründen, hat die Band stets einen Bogen um Trends gemacht, um ihren eigenen musikalischen Weg zu gehen. Das wird besonders auf ihrem 13. Studioalbum, »I, The Mask« deutlich, für das sie sich – um ihren Klang noch weiter zu verfeinern – erneut mit dem mehrfachen Grammy-Gewinner und Produzenten Howard Benson (MY CHEMICAL ROMANCE, MOTÖRHEAD) zusammenschlossen, der auch schon »Battles« (2016) produziert hatte.“ Man könnte denken, dass die Band sich wieder auf Experimente eingelassen, tatsächlich schreibt die Presse bisher aber zum Album, dass es sogar eine Annäherung an den alten, von den Fans gewünschten und vielleicht auch bevorzugten Sound gibt. Ich bin gespannt, was dran ist. Wer sich im Übrigen wundert, was es mit der doppelten Besetzung an den Drums auf sich hat, das lässt sich schnell auflösen. Joe Rickard hat bei I, The Mask zum letzten Mal mitgewirkt und wurde direkt nach den Aufnahmen von Tanner Wayne abgelöst. Das Schlagzeugspiel auf (This Is Our) House ist allerdings schon von Wayne.

Fridén hat auch einiges Neues mit eingebracht und sogar dreimal pro Woche Gesangsunterricht genommen. “Ich wollte etwas Neues machen und gesangstechnisch noch einen Schritt weitergehen” erklärt er. “Ich weiß, wozu ich fähig bin und fühle mich heute sicherer, wenn ich hohe Töne treffen muss und kann meine Stimme auf eine höhere Stimmlage anheben – das ist auch etwas, das ich unbedingt auch ausprobieren wollte.”

Textlich ist I, The Mask eine Gesellschaftskritik auf verschiedenen Ebenen. Thematisiert werden Isolation, Technologie, Einsamkeit, … “Anstatt miteinander verbunden zu sein, spalten wir uns in kleine Gruppen auf und wenn man einmal genauer hinschaut, sind die Leben der meisten Menschen armselig” meint Fridén. “Ich habe darüber nachgedacht und auch darüber, wie wir alle eine Maske mit uns herumtragen und wir in unserem Streben immer besser zu werden, eigentlich eher Rückschritte machen.“

Die Themenwahl kommt nicht überraschend, doch gegeben hat es diese Personengruppe schon länger. Und jetzt überrascht zu tun, nicht (ausschließlich) auf die Band bezogen, finde ich irgendwie merkwürdig. Hikikomori wird in der dritten Staffel von Professor T behandelt, Einsamkeit und Isolation sind Kernpunkte. Aber auch getrennt von dem Begriff Hikikomori (Begriff aus Japan, in der westlichen Welt wäre wohl die Sozialphobie oder die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung ein entsprechendes Gegenstück) ergeben die Begrifflichkeiten Sinn. Einsamkeit und Isolation, Abgrenzung und ausgegrenzt werden, die damit einhergehende Unsicherheit, ob man überhaupt in irgendeiner Gruppe willkommen ist, sind Teilgründe von Mobbing, den Absoluten Beginnern (Menschen, die teilweise bis ins hohe Alter ohne jegliche Beziehungserfahrung bleiben – dazu zählen selbstredend auch körperliche Berührungen), Depressionen, und dergleichen mehr. Ich würde da nicht ausschließlich der Technologie die Schuld in die Schuhe schieben, sondern den Menschen. Es ist deren Entscheidung, ob sie Technologie nutzen oder Menschen wegen ebenjener ausschließen. Es ist die Entscheidung eines jeden Individuums empathisch zu sein und Menschen aufzufangen. Wir fangen schon lange nicht mehr. Wir springen größtenteils zur Seite und lassen die Menschen fallen. Die Technik gibt uns die Möglichkeit – für die sich viel zu viele Menschen entscheiden – das Event auch festzuhalten. Egal, ob Konzert oder Unfall.

Das Album ist auf jeden Fall melodischer Natur, hat eine Menge cleanen Gesang und weiß zum Großteil – zumindest mich – zu überzeugen.

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Oliver Lippert
Oliver Lippert
Schreibe schon seit Mitte der 1990er und habe seit Oktober 2020 zwei Bücher ("Kaleidoskop - Abschnitt 1 -" und "Kaleidoskop - Abschnitt 2 -") veröffentlicht.