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Behemoth – Opvs Contra Natvram CD Kritik

© Behemoth - Opvs Contra Natvram - Artwork

© Behemoth - Opvs Contra Natvram - Artwork

Im Jahre 1991 hat sich die polnische Extreme-Metal-Band Behemoth in Gdańsk gegründet. Von heidnischen Themen wechselte die Band dann relativ schnell zu okkulten Sachen oder mit Bezug zu Thelema. Im Jahre 2022 erschien das aktuelle Studioalbum “Opvs Contra Natvram” auf Nuclear Blast Records. Das zwölfte Werk und den Titel beschreibt Frontmann Nergal so:

„Der Albumtitel bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. Es ist das Negative der Werte, der Moral und der Ethik, gegen die ich mich stelle. Ich habe mich ernsthaft mit zerstörerischen Tendenzen in der Popkultur auseinandergesetzt – der sogenannten Cancel-Kultur, den sozialen Medien und Werkzeugen, die ich für sehr gefährliche Waffen in den Händen von Menschen halte, die nicht in der Lage sind, andere zu beurteilen. Das ist etwas, das ich aus der Perspektive eines Künstlers sehr destruktiv, beunruhigend und extrem einschränkend finde. Dies ist mein Mittelfinger in diese Richtung. Auf der Platte gibt es einen Song namens Neo-Spartacvs. Spartacus war einer der berühmtesten Rebellen der Geschichte, der sich gegen das mächtigste Imperium aller Zeiten stellte. Am Ende schreie ich: ‚Ich bin Spartacus, und du bist es auch! Ich möchte diese Flamme der Rebellion entfachen. Wenn euch etwas falsch erscheint, dann stellt euch dagegen!“

© Behemoth - Opvs Contra Natvram - Artwork
© Behemoth – Opvs Contra Natvram – Artwork

Generell finde ich es gut und wichtig, Dinge in Frage zu stellen. Auch mit der Cancel-Culture gehe ich nicht zu 100% konform, verstehe aber wieso etwas gecancelt wird. Die Begründung von Nergal ist ebenfalls nachvollziehbar, aus künstlerischer Sicht, lässt aber durchklingen, dass das vielleicht auch etwas zwanghaftes zu sein scheint dagegen zu agieren. Kombiniert mit ein wenig zu viel, mangels anderem Wort nutze ich, Unverständnis. Da fehlt mir der Aspekt eines „offen Ohrs“ für die Belange Anderer und dann wird es schnell seltsam.

Weiter führt er aus: „Für mich ist es ein verschwommenes Jahr, aber wir haben diese Sessions gemacht, vier bis fünf Tage an nur einem Gitarrenpart gearbeitet, das Zeug neu aufgenommen und wieder zurück – das war unglaublich. Wie jeder auf diesem Planeten befand ich mich in einer völlig beispiellosen Situation – dieser Periode der Starre. So viel Zeit hatte ich nicht mehr, seit ich wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus lag“, sagt er und bezieht sich dabei auf seine Leukämieerkrankung im Jahr 2010. Über die Zeit, die zur Entstehung von Opvs führte, sagt er: „Ich kam gerade von dieser großen Arena-Tour mit Slipknot, die ein großer Erfolg für uns war, aber ich war so erschöpft und bat das Universum um ein Heilmittel. Es war etwas, das ich wirklich brauchte – mir Zeit zu nehmen, einfach zu atmen und zu überleben. Es fühlte sich gut an. Das habe ich seit der Frühzeit nicht mehr getan. Als professioneller Musiker lebt man nur von den Tourneezyklen. Ich konnte mir die Zeit nehmen und sagen: ‚Das ist ein gutes Wort, lass mich 50 andere ausprobieren‘. Sich voll und ganz in diesen Prozess zu vertiefen. Das habe ich gebraucht.“ und „So vieles klingt flach“, sagt Nergal. „Es geht nicht darum, wie professionell man klingt, denn heutzutage klingt alles professionell und überproduziert, man muss aber auch nicht alles perfekt machen – man muss es einfach atmen lassen. Wenn du dir David Bowie anhörst, hat jeder Song eine Identität – ich habe mich gefragt: ‚Braucht die Szene wirklich ein weiteres Album, das wie alles andere klingt?‘ Bei jeder Platte, die ich gemacht habe, stehe ich vor dem verdammten Mount Everest. Schaffe ich das? Nun, ich muss es versuchen.“

Das Album klingt vielleicht nicht flach, kommt aber mit mehreren Beigeschmäckern. Es ist schwierig und ein schmaler Grat in „harten Genres“ anders zu klingen. Textlich ist es okay aber die Erläuterung klingen nicht sonderlich durchdacht, sondern lassen darauf schließen, dass es vielleicht darumgeht, weil sich jemand auf die Füße getreten fühlt. Immerhin hat Okkkultismus/Satanismus die – etwas ungünstige Eigenschaft – erst einmal alles Neue bescheiden zu finden und dagegen zu sein. Was es statt rebellisch wieder sehr konservativ macht. Zwiegespalten bleibe ich zurück. Dennoch okay für Fans.

Oliver Lippert
Oliver Lippert
Schreibe schon seit Mitte der 1990er und habe seit Oktober 2020 zwei Bücher ("Kaleidoskop - Abschnitt 1 -" und "Kaleidoskop - Abschnitt 2 -") veröffentlicht.