Interpret: Mark Knopfler
Titel: Privateering
Label: Mercury Records (Universal)
Genre: Folk Pop
VÖ: 31.8.2012
Spielzeit: 90 Minuten
Wertung: 4/5
Amazon
Ende August 2012 legt Mark Knopfler drei Jahre nach dem Erscheinen des Vorgängers sein neues Werk „Privateering“ vor. Nach „KillTo Get Crimson“ und „Get Lucky“ ist es bereits das dritte Album, das in seinem eigenen Studio entstanden ist. „The British Grove“, 2009 von der Music Producers Guild mit der Auszeichnung als „bestes Studio“ geadelt, spielt für den Sound und die Produktionsweise Knopflers eine wichtige Rolle. In den Räumen des Londoner Studios ist eine einzigartige Sammlung von Produktionswerkzeugen zusammengetragen. Neben modernen Zutaten finden sich dort auch alte Schätze, wie beispielsweise eine Konsole, mit der bereits die Beatles gearbeitet haben. Insbesondere die Verwendung der alten analogen Technik verleiht auch „Privateering“ einen besonderen Klang.
Das Album zeigt einen gereiften Mark Knopfler. Der mittlerweile 63-jährige Schotte ist ruhiger geworden. „Privateering“ ist eine konsequente Weiterentwicklung aus den beiden Vorgängeralben. Mit dem Rockstar-Image konnte Knopfler schon in den Dire-Straits-Tagen wenig anfangen. Und so zeigt sein siebtes Solo-Album eine Mischung aus Folk und Blues mit Ausflügen in den Country. Dass Alter nicht vor Kreativität schützt beweist der Umfang des Doppel-Albums: Satte 20 Songs haben es auf die Scheibe geschafft. Die Doppel-CD erreichte sowohl in Österreich und den Niederlanden, wie auch in Deutschland die Spitze der Charts und hat unter Anderem in Deutschland mittlerweile Gold-Status erlangt.
Doch zum Kern der Sache! Mit „Redbud Tree“ legt Knopfler erst einmal einen vom Country beeinflussten Track auf. Das erinnert an seine Kollaboration mit Emmylou Harris. Es fällt auf, dass viel Luft in Arrangements und Sound gelassen ist. Der Einsatz der E-Gitarre ist beschränkt auf kurze Licks und einzelne Noten. „Haul Away“ zeigt direkt eine andere Seite Knopflers. Britischer Folk ist nun Programm. Wieder fällt das brillante Mixing auf, im Hintergrund nur eine mit Besen gewischte Snare, Luft und Wärme im Sound. Und wieder eine neue Stilrichtung folgt mit „Don’t Forget Your Hat“. Die Rhythmus-Sektion shuffelt drauf los und schiebt diesen dreckigen Blues voran. Kim Wilson als Gast an der Blues-Harp bereichert den Song und liefert sich mit Knopfler an der Slide-Gitarre einen Wettbewerb um das dreckigste Lick. Es folgt der Titelsong des Albums. „Privateering“, also Freibeuterei ist das Thema, umgesetzt in einem schnellen Folk-Feel.Nach sparsamer Instrumentierung mit Akustikgitarren setzt die volle Band zwischen den Strophen mit einem Instrumentalteil ein.
Bei „Miss You Blues“ ist der Titel Programm. Der Slow Blues wird getragen von einer Hammond B3 und offenbart erneut eine große Klarheit und Luftigkeit im Sound. „Corned Beef City“ erinnert an alte Dire Straits Tage. Der Blues-Rocker mit der Wah-Gitarre lädt zum Mitwippen ein und ist ein richtiger Gute-Laune-Song. „Go Love“ bildet einen starken Kontrast. Wunderbar offen arrangiert atmet der Song regelrecht. Ruth Moody ergänzt im Refrain um harmonisierte Vocals. Mark Knopflers geschmackvolle Licks runden den Song ab. Mit „Hot Or What“ folgt ein weiterer dreckiger Blues-Shuffle, getrieben vom Piano, ein wenig an „You Can’t Beat The House“ vom Vorgängeralbum erinnernd. Der Sound erlaubt selbst kleinste Nuancen zu hören. Die unterschiedlichen verwendeten Gitarren zeigen in den einzelnen Songs jeweils ihren ganz eignen Charakter. „Yon Two Crows“, ein Folk-Rock-Song, folgt, bevor „Seattle“ die erste CD beschließt. „Seattle“ ist athmosphärisch dicht und erinnert mit seinem großartigen Gitarrensolo ein wenig an „Our Shangri La“. Ruth Moody ergänzt den Song wiederum um herausragende Backings.
Der zweite Silberling beginnt mit „Kingdom Of Gold“, einem langsamen Folk-Song im Walzer-Feeling. Das darauffolgende „Got To Have Something“ zeigt einmal wieder die ungemeine Spielfreude der Band, auch wenn die Mischung aus Country und Blues mit Harp mittlerweile etwas bekannt klingt. Der Song wird in das luftig arrangierte und sparsam instrumentierte „Radio City Serenade“ über-geblendet, in dem später jedoch eine Horn-Sektion einsetzt. Mit „I Used To Could“, einem Song über schnelle Trucks, und „Gator Blood“, das an Dire Straits Zeiten erinnert, folgen zwei weitere shuffelnde Blueser. „Bluebird“ ist ein Song über das harte Leben und Arbeiten auf einer Farm. Der Slow-Blues wird eingeleitet von einer Hammond-Orgel und einer Gitarre. Im Hintergrund sind sehr geschmackvoll Harp-Arrangements eingesetzt. Das Lied ist definitiv eines der Highlights auf der Platte.
Bei „Dream Of The Drowned Submariner“ ist die Stimme mit einem starken Hall versehen. Zusammen mit den atmosphärischen Keyboard-Klängen unterstützt die Musik perfekt das Thema des Titels. Eine ruhige Akustik-Gitarre und Knopflers Gesang eröffnen „Blood And Water“. Der Song baut sich auf, die Band setzt ein, der Drum-Sound ist herrlich trocken und direkt. Ab dem Mittelteil spielt eine elektrische Gitarre markante Wah-Wah-Riffs, die den Song aus dem restlichen Album etwas herausheben. Mit „Today is Okay“ folgt ein weiterer Blues-Shuffle, bevor „After The Beanstalk“ mit Country Touch das Doppel-Album beschließt. Hier zeigt noch einmal die gesamte Band ihr Können, genial insbesondere Richard Bennet an der Bouzouki.
Mit „Privateering“ liefert Mark Knopfler eine überzeugende Vorstellung ab. Das Doppelalbum sprüht vor musikalischen Ideen und mischt geschickt diverse Stile. Langeweile kommt kaum auf, es gibt in jedem Song viele musikalische Details zu entdecken. Mancher mag die Gitarrenkünste Mark Knopflers ein wenig vermissen. Dieser nimmt sich zurück, lässt der hervorragenden Band-Besetzung Raum zum Spielen und brilliert als Komponist und Arrangeur. Lobend zu erwähnen ist der klare, aufgeräumte und warme Sound. Erneut beweist Mark Knopfler, wie ein brillianter Mix auszusehen hat.
Playlist:
CD 1:
Redbud Tree
Haul Away
Don’t Forget Your Hat
Privateering
Miss You Blues
Corned Beef City
Go, Love
Hot Or What
Yon Two Crows
Seattle
[amazon-mp3 align=“right“]28445606-a673-46ce-a8ab-3de2d6451332[/amazon-mp3]CD 2:
Kingdom Of Gold
Got To Have Something
Radio City Serenade
I Used To Could
Gator Blood
Bluebird
Dream Of The Drowned Submariner
Blood And Water
Today Is Okay
After The Beanstalk
Persönliche Favoriten:
Seattle
Bluebird
Blood And Water
Neugierig geworden?Dann nutze doch unser MP3 Widget zum Reinhören!
Hier gibt es das Album auf Amazon.