© Blind Channel – Blood Brothers
Blind Channel – Blood Brothers CD Kritik
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18. August 2018
Trust Nr. 191

Trust Nr. 191

Vor kurzem habe ich die Nummer 186 des Fanzines besprochen, nun liegt mir die Trust Nr. 191 vor und das Cover zeigt ein sehr interessantes Foto eines Drummers. Die Lichtverhältnisse unter denen das Bild aufgenommen worden ist, passen sehr gut zum schlichten schwarz-weiß des Fanzines und runden auch das Bild des typografie-basierten Layouts ab. Letzteres bedeutet schlicht und ergreifend, dass das Layout durch Wörter und / oder Buchstaben gestaltet wird statt durch mehrere Bilder oder dem „typischen“ Layout-“Kram“, der nach Punk und Hardcore aussieht oder aussehen soll. Das ist okay so, wie es ist.

Inhaltlich geht es dieses Mal um Dominik Canalterror, Empowerment, Es war Mord, dem Trust-Layout (und ja, es ist Zufall, dass ich dieses Mal auch einige Worte darüber verloren habe), The Gears und La Vase. Die Vorwörteer / Kolumnen werden wieder ausgiebig genutzt. Es wird bemängelt, dass es Bands wie KMPFSPRT gibt, das sehr oft Muff Potter, Rachut, Dackelblut und Co als Vergleiche bei jeder noch so kleinen Band herangezogen werden und vieles mehr. Auch das Alleinstellungsmerkmal von Emo – also dem, was es ganz zu Beginn war, nicht zwingend das, was es heute ist, wohl aber auch, vermute ich – bekommt hier sein Fett weg und man schlussfolgert, dass es gar keines ist (Alleinstellungsmerkmal), wenn man über Gefühle im Punk-Genre singt. Irgendwie schwingt doch überall Emotionen mit. Sonst gäbe es doch viele bis alle Stücke gar nicht erst, wenn sich keiner darüber aufregt, Situationen hinterfragt et cetera. Man kommt zu den richtigen Schlüssen. Und es wird noch mehr zur Sprache gebracht, klar, oder?

Die Interviews sind wieder höchst interessant und dadurch auch ebenso unterhaltsam. Ich lese gerade ein älteres Heft von Mind The Gap und ich weiß nicht, wo es vorkam aber es wurde das Blur erwähnt. Herzlichen Dank auch. Das hat einiges an Erinnerungen erzeugt. Gute. Und ein wenig Traurigkeit, dass es das Zine nicht mehr gibt. Ich musste mich daran erinnern, dass ich durch Fanzines auf einem kleinen Festival unter einer Autobahnbrücke im Raum Düsseldorf gelandet bin, wo Mehr Wut und Asmodinas Leichenhaus gespielt haben. Herrlich. Gibt es solche Gigs überhaupt noch heutzutage? Ich bezweifel es.

Ich selbst hab mit dem Fanzine-Machen 1996 angefangen und dann irgendwann die Abbiegung zum Internet genommen. Aber da gab es das Trust schon, das Blur auch, Mind The Gap fing auch um den Dreh an, Ox! und die Plastic Bomb gab es ebenfalls. Und wahrscheinlich vieles mehr.

Weiterhin schön, dass es diese Tradition noch gibt. Denn schon damals hieß es sinngemäß: Wenn dein Genre zu kurz kommt, starte ein Fanzine und hebe es hervor. Das macht das Trust gut genug, um so lange schon hier zu bleiben und nicht in die ewigen Jagdgründe verabschiedet worden zu sein. Tolles Heft – wieder einmal. Hochgradig lesenswert. Ich komme noch wieder auf den Geschmack.

Oliver Lippert
Oliver Lippert
Schreibe schon seit Mitte der 1990er und habe seit Oktober 2020 zwei Bücher ("Kaleidoskop - Abschnitt 1 -" und "Kaleidoskop - Abschnitt 2 -") veröffentlicht.