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Wie gut, dass wir darüber geredet haben von Julia Bernhard Comic Kritik

© avant verlag - Wie gut, dass wir darüber geredet haben von Julia Bernhard

© avant verlag - Wie gut, dass wir darüber geredet haben von Julia Bernhard

Mit ihrem Debüt Wie gut, dass wir darüber geredet haben zeigt Julia Bernhard einige Alltagssituationen auf, die wohl jede/r so oder so ähnlich kennt. Irgendwo zwischen Lethargie, Depression und gescheiterter Kommunikation. Aber auch mit einem Mops, der Durchfall hat, einer passiv-aggressiven Zimmerpflanze und einer gehässigen Oma. Dabei von Dialog zu Monolog und wieder zurück springend. Alltagssituationen Vs auf dem Sofa rumlungern und eingehen. Für sich alleine. Darüber hängend – über dem Sofa – ein Poster: Eat. Shit. Die. Als ob diese Welt nicht mehr zu bieten hätte. Doch in der Eingeschränkheit vieler Menschen sieht es wahrscheinlich genau so aus.

© avant verlag - Wie gut, dass wir darüber geredet haben von Julia Bernhard
© avant verlag – Wie gut, dass wir darüber geredet haben von Julia Bernhard

Unterstützend wirkte sich sicherlich das Studium in Grafikdesign und Illustration an der Hochschule Mainz aus. Außerdem auch die Veröffentlichung in und bei The New Yorker, The Nib, Narrative Magazine und Büchergilde Gutenberg.

Diese passive Duldungsstarre kenne ich auch. Mittlerweile geht es. Früher war das ein bisschen wie anschwellendes Unwetter und dann kam es schließlich schlagartig zum Vorschein. Aber ich möchte das Thema nicht kapern, klein reden. Ich kann es eben nur gut nachempfinden. Ebenso dieses toxische Männlichkeit-Ding. Habe ich nie verstanden. Weder bei mir noch bei anderen, weder bei Männern, noch bei Frauen. Ich empfand das immer arg einschränkend. Klein halten. Aus Sicht einer Pflanze: man sieht zwar diese Unmenge an Wasser, doch bekommt man es nur tropfenweise ab.

Auch die Sachen mit der Kommunikation. Einerseits faszinierend, andererseits äußerst nerv(tötend)(ig). Auch das kommt mir sehr bekannt vor. In der Theorie klingt es so einfach, doch real ist es für mich eine Katastrophe.

Wahrscheinlich zögerte ich das immer ein wenig hinaus. Vielleicht triggerte es mich. Vielleicht kann ich es zu gut nachvollziehen. Oder vielleicht war dieser Eindruck jahrelang eine Illusion und ich scheute mich deswegen. Es hat ein wenig gedauert. Aber mit Julia Bernhards Debüt Wie gut, dass wir darüber geredet haben bin ich jetzt fertig. Und das Buch mit mir auch. Das ist (un)angenehm zu lesen und kommt – zumindest bei mir – nicht ganz ohne Ambivalenz aus.

Oliver Lippert
Oliver Lippert
Schreibe schon seit Mitte der 1990er und habe seit Oktober 2020 zwei Bücher ("Kaleidoskop - Abschnitt 1 -" und "Kaleidoskop - Abschnitt 2 -") veröffentlicht.