Tina Brenneisen – Das Licht, das Schatten leert (© Edition Moderne)
Es gibt Ereignisse auf die kann sich niemand vorbereiten. Die Graphic Novel “Das Licht, das Schatten leert” von Tina Brenneisen behandelt ein solches Thema. Tini, die Protagonistin, gemeint ist hier die Autorin selbst, ist im Krankenhausbett. Neben ihr Fritzemann, ihr Freund. Eine Schwester kommt mit ihrem Sohn herein damit sich beide von ihm, Lasse, verabschieden können. Er war eine Totgeburt.
Eine Rückkehr ins sogenannte “normale” Leben scheint unmöglich. Der Körper ist nun der Feind. Aber auch alle anderen sind mit Vorsicht zu genießen. Menschen, die sich von einem abwenden, mal aus “guten” Gründen, mal aus weniger guten Gründen. Nachvollziehbar zwar aber für die Protagonistin offensichtlich keine gute Art.
Es stellen sich auch viele Fragen. Solche nach der Schuld, Strafe und Gerechtigkeit. Und im Zuge dieser Klärung, dem Umgang mit all dem, tja, da schaffen es beide auch noch sich durch das zähflüssige Leben wieder nach und nach nach oben zu kämpfen.
Tina Brenneisen verarbeitet hier den Verlust ihres Sohnes mit einer Offenheit und Schonungslosigkeit, die es ruhig öfter bei Tabuthemen geben sollte. Nicht, dass ich es jemanden wünschen würde darüber schreiben zu müssen.
Gelesen über einen längeren Zeitraum war mir das ganze dann und wann auch zu hart, zu direkt. Das ist kein Tadel. Ich bin selber in einer Misere, einer Depression, und habe für das Lesen nicht zwingend den besten Zeitpunkt gewählt und es auch einfach falsch eingeschätzt, was das Buch mit mir macht.
Die Zeichnungen sind geprägt von einer Schonungslosigkeit, allein die ganzen Zwiegespräche mit sich selbst, dann mit ihrem Freund, dann mit vielen anderen. Die Gänge zum Grab, das Abwenden von einst geliebten Menschen, die weiteren damit einhergehenden Enttäuschungen. Eine ganze Menge, die es hier zu bearbeiten galt und gilt. Ein besseres Bild vermittelt das Buch auf jeden Fall aber es muss im Realen um ein Vielfaches schlimmer sein. Die Graphic Novel ist erdrückend, schwierig und doch: beiseite gelegt wurde es nie. Tränen sind ebenfalls geflossen, zu traurig war die Bild- und Textsprache, die Belastung als Leser. Das wäre auch ohne Depressionen passiert. Ergreifend, ehrlich und zugleich bewundernswert. Danke fürs Teilhabenlassen.