Ich begehre Frauen von Diane Obomsawin (© Edition Moderne)
Mit “Ich begehre Frauen” ist im Jahr 2020 von Diane Obomsawin ein 80-seitiger Band erschienen. Darin werden Geschichten zum Besten gegeben, die davon handeln wie Frauen zu ihrer Sexualität gefunden haben. Manche schildern ihr erstes Mal (generell oder mit einer Frau), den ersten Kuss, die ersten Annäherungsversuche, ihr Coming Out – ihr versteht worauf ich hinaus will. Aus dem Französischen von Christoph Schuler übersetzt. “Junge lesbische Frauen sprechen in kurzen humorvollen Episoden über ihr Begehren, ihr Verliebtsein und ihre ersten sexuellen Erfahrungen.”
Diane Obomsawin schreibt und zeichnet die Geschichten von Frauen, die sich in verschiedenen Situationen befinden. Häufig sind es Schule, wo sich eine Schülerin in die Lehrerin oder eine Mitschülerin verliebt. Aber einige Geschichten spielten in katholischen Institutionen, die nicht unbedingt dafür bekannt sind, gleichgeschlechtliche Liebe zu tolerieren, geschweige denn Sex in den eigenen Räumlichkeiten. Die Intoleranz kommt hier aber nicht vor. Der Fokus liegt auf der Liebe, dem Sex, dem Herantasten.
Das ein Coming Out damals wie heute – leider – mit vielen negativen Aspekten verbunden ist (von Außen), kann die Leserschaft auch hier zwischen den Panels (also known as zwischen den Zeilen) erkennen. Eine Frau ringt mit sich und dieses Ringen wird mit dem klassischen Bild von Engel und Teufel auf den Schultern dargestellt. Der Engel verteufelt die Gedanken (mögliche Lesart: Die Kirche verteufelt das) während der Teufel die Frau ermutigt, sich ihren Gefühlen hinzugeben und dabei Brüste hat. Eine andere wusste nicht, dass sich auch Frauen küssen können. Da fragt man sich schon, was das für Zeiten und (V)Erziehungen waren. Und auch: Hat sich zu heute wirklich so viel verändert? Ja, es ist nicht mehr so schlimm – vermute ich – und einfach Gleichgesinnte zu treffen. Aber die Reaktionen lassen häufig immer noch zu wünschen übrig und die Institutionen sind immer noch auf dem Stand vom Spätmittelalter. Das wir keine Hexenverbrennung mehr haben, ist wahrscheinlich nur der Gesetzgebung zu verdanken und nicht zwingend und ausschließlich vernünftigen Menschen. Ich schweife ab, oder?
Das Buch mit seinen fast Dutzend Geschichten rund um das Coming Out, Liebe unter Frau, das (zaghafte) Herantasten und dergleichen empfand ich als sehr spannend und interessant. Mich würde ja interessieren, in welchen Zeiten die jeweiligen Geschichten spielen beziehungsweise stattgefunden habe. Ansonsten sehr zu empfehlen.