Band: Nightwish
Titel: Endless Forms Most Beautiful
Label: Nuclear Blast
Genre: Symphonic Metal
VÖ: 27.03.2015
Spielzeit: 79 Minuten
Wertung: 3,5/5
Mit „Endless Forms Most Beautiful“ legen die finnischen Symphonic Metaller von Nightwish rund um Mastermind Tuomas Holopainen einen neuen Meilenstein in der langen Geschichte der Band. Es ist das erste Album als Sextett, denn unlängst wurde Troy Donockley (Uillean Pipes) als neues Mitglied der Band bekannt gegeben. Es ist auch das erste Album mit Sängerin Floor Jansen. Und es ist das erste Album ohne Jukka Nevelainen (Schlagzeug), der aufgrund starker Insomnia eine Auszeit von der Band nehmen musste.
Es ist weitläufig bekannt, dass Songwriter Tuomas ein absoluter Perfektionist ist. Er knüpft Melodien und erzählt Geschichten mit seinen Liedern, die mit einer Gewalt daher kommen, wie man sie meist nur von den Größen der Filmmusik kennt. Gleichzeitig verwurzelt er seine Songs aber auch im Metal und gibt ihnen damit das, was Filmmusik so oft fehlt: Die Bühnentauglichkeit für sich selbst. Dieses Können hat allerdings auch die Erwartungshaltung der Fans in die Höhe geschraubt, die gespannt auf die Veröffentlichung des neuen Materials warteten.
Natürlich verfolgt auch der neue Longplayer ein Konzept, das Tuomas Inspiration geleitet hat. Das Album ist inspiriert von Naturwissenschaftler Charles Darwin, aus dessen Buch „Über die Entstehung der Arten“ auch das Zitat „Endless Forms Most Beautiful“ stammt.
Grundsätzlich erfüllt „Endless Forms Most Beautiful“ die Erwartungshaltungen. Epische Melodien, arrangiert im Zusammenspiel aus großem Orchester und Bandbesetzung, die wie ein Orkan über den Hörer hinweg fegen. Prägnante Gitarrenriffs und schnelle Rhythmen treiben den Sturm dabei ebenso an wie gewaltige Streichermotive. Das Wechselspiel im Gesang zwischen Floor und Marco ist stimmig. Und die Bandbreite stimmt auch. Vom ruhigen „Élan“ oder „Our Decades In The Sun“ bis hin zum fast schon aggressiven „Yours Is An Empty Hope“ wird keine Stimmung ausgelassen und der Hörer so ganz in den Sog des neuen Longplayers gezogen.
Und doch – irgendwie lässt sich das Gefühl nicht abschütteln, dass da noch mehr drin gewesen wäre. Das soll nun nicht falsch verstanden werden, denn im Vergleich ist und bleibt Tuomas ein brillanter Musiker und „Endless Forms Most Beautiful“ ein herausragender Longplayer. Doch wer die Frische und den Biss erlebt hat, den Nightwish zum Beispiel in Wacken 2013 auf die Bühne geworfen haben, wird es verstehen. Es ist diese Extra Meile, die bei Floor zu beobachten war, die das Gefühl gibt, dass ihr volles Potential noch lang nicht ausgespielt wurde. Es ist, als läge da noch etwas auf der Lauer, als hätte Tuomas noch einen Trumpf im Ärmel, auf den man das gesamte Album über wartet – vergeblich.
Das ist schade, doch das lässt auch gleichzeitig Hoffnung. Schließlich ist „Endless Forms Most Beautiful“ nicht umsonst ein Meilenstein für Nightwish. Es ist ein Schritt in die Zukunft mit neuer Besetzung. Und nichts desto trotz ein hervorragendes Stück Musik.
Playlist:
Shudder Before The Beautiful
Weak Fantasy
Élan
Yours Is An Empty Hope
Our Decades In The Sun
My Walden
Endless Forms Most Beautiful
Edema Ruh
Alpenglow
The Eyes Of Sharbat Gula
The Greatest Show On Earth