Band: Liv Kristine
Titel: Vervain
Label: Napalm Records
Genre: Gothic Rock
VÖ: 24.10.2014
Spielzeit: 44 Minuten
Wertung: 2/5
Zurück zu den Wurzeln ist das Motto des neuen Solo-Longplayers von Liv Kristine. Die norwegische Sängerin scheint derzeit nicht still zu stehen. Diverse Gastauftritte auf den Platten anderer Künstler und das Trio-Projekt The Sirens (Liv Kristine, Kari Rueslatten & Annexe van Giersbergen) halten durchaus auf Trab. Der letzte Longplayer mit Leaves’ Eyes -„Symphonies of the Night“ (11/2013) ist ebenfalls noch kein Jahr alt. Doch das hält die Künstlerin nicht auf, nun mit „Vervain“ auch Solo nachzulegen.
Es ist bereits das fünfte Soloalbum und gleichzeitig auch ein völliger musikalischer Bruch. Nachdem „Skintight“ (08/2010) ein solides Pop-Album und „Libertine“ (09/2013) ein nicht minder solides Pop-Rock-Album waren, verschlägt es sie mit „Vervain“ zurück zu ihren Wurzeln in den Gothic Rock. Das ist schade, denn ihre Soloalben waren so immer erfrischendes Kontrastprogramm zu ihren anderen Projekten.
„My Wilderness“ beginnt zunächst mit einem durchaus interessanten Gitarrenintro, schafft es aber nicht sich Wiederkennungswert oder auch nur einen kurzen Ohrwurm zu erspielen. Das wird leider zum Mantra des Albums. Immer wieder sind es die kleinen Details, die Hoffnung machen, aber nie ganz die Kurve kriegen. Zu oft ist die Instrumentierung breiig, das Zusammenspiel von Instrumenten und Gesang nicht stimmig und der Rhythmus schlicht langweilig. Das können auch Duette mit Größen wie Michelle Darkness und Doro Pesch nicht mehr heraus reißen. Vor allem „Stronghold of Angels“ ist einer der schwächsten Songs des Albums. Die stimmliche Harmonie passt einfach nicht und so wirkt das Duett statt harmonisch einmal zu oft eher schief. Schade! Das können „Love Decay“ und die stärkste Ballade „Lotus“ nicht wieder gut machen. Und selbst die guten Tracks schwimmen mehr im Mittelfeld als sich zu tatsächlichen Glanzstücken zu entwickeln.
Es ist wirklich schade. Liv Kristine ist eine so markante, hohe Sopranistin, die mit graziler und gefühlvoller Stimme begeistern kann. Doch mit „Vervain“ setzt sie sich selbst einfach nicht in das Licht, das sie in vollem Glanz erstrahlen lässt. Dabei ist die musikalische Stilrichtung völlig egal – von Liv Kristine ist der Hörer einfach besseres gewohnt.
Playlist:
My Wilderness
Love Decay (feat. Michelle Darkness)
Vervain
Stronghold of Angels (feat. Doro Pesch)
Hunters
Lotus
Elucidation
Two and a Heart
Creeper
Oblivious