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Im Dezember 2019 erschien mit Crazy eine neue EP von der Band Schmutzki. Einmal nachgefragt, Interview klar gemacht. Wir haben dann zusammen über das neue Release gesprochen und geschaut, was daran so verrückt ist. Naheliegend: Wir haben dann auch mental health zum Thema gemacht. Über Mehr Rotz als Verstand sowie diverse andere Dinge wurden auch Worte verloren, eingesammelt und zu diesem Interview verarbeitet.

Hallo und willkommen zum Interview. Danke für eure Zeit für das tongues of destruction Magazin! Wie geht es Dir, wo bist Du gerade?

Zu Hause in Stuttgart, etwas erkältet aber guter Dinge!

Euer letztes Album Mehr Rotz als Verstand hat mindestens eine Zweideutigkeit im Titel. Im Stuttgarter Raum bedeutet Rotz auch Glück, aber eben auch Spucke. Allerdings ist Rotz auch kurz für Rotzigkeit. Wie viel Glück hattet ihr mit eurem Album? Wieviel Glück seitdem in Sachen Schmutzki überhaupt?

Grundsätzlich haben wir großes Glück, dass wir mit unserer kleinen Band so viel rumkommen dürfen und mittlerweile eine wirklich stolze Fanbase haben, die uns all dies ermöglicht. Vermutlich hatten wir auch ein bisschen Glück, dass der Release des letzten Albums auf unserem neuen Label Bäm Records recht reibungslos verlief. Wir haben uns aber auch ein bisschen reingehängt, muss man sagen!

Andere Bands nehmen sich einiges an Zeit für das nächste Release. Ihr habt hingegen am Freitag, 13. Dezember 2019 eure Crazy EP veröffentlicht. Diese beinhaltet sechs Stücke. Warum dieses Datum? Wieso verrückt?

Wir trotzen ja gerne allem möglichem, also auch gerne dem Aberglauben. Verrückt ist vielleicht, dass wir immer noch da sind, obwohl das Musikbusiness uns weitgehend abgeschrieben hatte. Und vielleicht ist es auch ein bisschen verrückt, dass wir schon wieder mit neuer Musik am Start sind, weil wir einfach keine Ruhe geben wollen. „Crazy“ heißt für uns einfach unser Ding konsequent weiterzumachen, egal wie oft man verrissen und belächelt wird. Wir sind immer noch da. Das fühlt sich schon verrückt an.

Aus persönlichen Gründen. Viele Menschen setzen das Thema mental health, psychische Gesundheit, mit „crazy“ gleich. Und das meist abweichend von der Norm, von deren Interpretation von Normalität, von verrückt im (richtig) negativen Sinn und damit einhergehend auch oft automatisch ausgrenzend. Jeder hat selbst immer mal wieder Hochs und Tiefs. Wie geht ihr mit derlei um und habt ihr Erfahrung mit Depressionen? Was hilft euch in solchen Momenten?

Natürlich haben wir in den letzten 10 Jahren viel Auf und Abs erlebt und waren oft genug an Tiefpunkten, wo wir alles in Frage gestellt haben. Da muss man aufpassen, dass man sich nicht in einem Abwärtsstrudel der negativen Gedanken runterziehen lässt. Dann ist es wichtig, dass man sich darauf besinnt, wer man ist und warum man seinen Weg eingeschlagen hat. Vielleicht sind wir deswegen so gern auf Tour, um zu spüren, dass wir das Richtige tun. Jeder, der sein Leben ein Stück weit außerhalb der Norm lebt, weiß wie viel Skepsis einem entgegen schlagen kann. Sich als „Crazy“ zu bezeichnen hilft, stolz auf das zu sein, was man ist auch wenn es nicht genau das ist, was die Welt von einem erwartet hat.

Könnt ihr unseren Lesern einen kleinen Überblick geben, um was es in den jeweiligen Stücken auf der EP Crazy geht?

Explodiern handelt von dem täglichen Wahnsinn, einer Welt die sich immer schneller dreht und uns manchmal aus der Bahn zu werfen droht. Hausverbot ist im Prinzip eine Ode an die alten Zeiten, wo wir uns im Ausgang oft ein bisschen schlecht benommen haben und nie so recht wussten wo man noch aufkreuzen kann. In Crazy geht es um das oben beschriebene Gefühl, wenn man einfach zusammen sein Ding durchzieht auch wenn die Chancen nicht besonders gut stehen. Nochmal Gucken beschäftigt sich mit dem älter und langweiliger werden, von dem auch wir nicht gefeit sind. Viel bitte ist einerseits selbsterklärend, aber auch augenzwinkernde Auseinandersetzung mit den eigenen Ansprüchen. Traudichkeit beschäftigt sich mit Scheitern und Enttäuschung und der Erkenntnis, dass manche Träume schöner sind, wenn sie unerfüllt bleiben.

Crazy ist, sofern meine Infos korrekt sind, euer zweites Release auf dem eigenen Label. Was hat sich konkret dadurch für euch verändert? Ist es weniger stressig oder mehr? Sind die finanziellen Möglichkeit besser? Was läuft besser jetzt für euch?

Das eigene Label bedeutet volle Kontrolle für uns und damit auch größte künstlerische Freiheit. Das ist natürlich erst einmal etwas sehr gutes, bedeutet aber auch deutlich mehr Arbeit und Verantwortung. Finanziell bedeutet es vor allem ein größeres Risiko, das früher von unserem ehemaligen Label getragen wurde. Wir müssen ganz genau überlegen, wie viel wir in einen Release investieren können, wie hoch das Risiko sein soll, denn letztendlich bezahlen wir persönlich, wenn am Ende ein dickes Minus steht. Im Großen und Ganzen haben wir das aber ganz gut im Griff und haben keine schlimmen Fehler gemacht. Trotzdem muss man sagen: Eine Release auf dem eigenen Label ist für uns eher ein Null auf Null Geschäft. Unser Geld verdienen wir erst auf Tour, wenn im besten Fall durch den Release eine paar Leute mehr kommen.

Bei Mehr Rotz als Verstand habt ihr die Bestellung, teils oder vollständig, selbst ausgeliefert. Was habt ihr euch für Crazy ausgedacht?

Ja, wir haben wieder alle Bundle Bestellung selbst verpackt und viel lustige Sachen an unsere Fans verlost.

Zu den Feiertagen, zum Jahreswechsel oder ganz generell: Welche Worte habt ihr für unsere Leser? Hiermit endet das Interview: die letzten Worte gehören euch.

Neues Jahr, neues Glück, neue Schmutzki Tour!

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Oliver Lippert
Oliver Lippert
Schreibe schon seit Mitte der 1990er und habe seit Oktober 2020 zwei Bücher ("Kaleidoskop - Abschnitt 1 -" und "Kaleidoskop - Abschnitt 2 -") veröffentlicht.