
Die Strafe – 25 CD Kritik
28. September 2018
Newsflash (Hail The Sun, Cat Ballou, Jett Rebel)
28. September 2018Kid Be Kid im Short & Sweet-Interview

Mit der Musikerin Kid Be Kid konnte ich kürzlich ein Interview machen. Wir sprachen über Fortbewegungsmittel, Reiseziele, Zeitreisen, ihrem aktuellen Album, der Single, die Tour und einigem mehr. Die Berlinerin war schreibfreudig und so gibt es schöne, ausführliche und vor allem interessante Antworten. Was sie für Musik kreiert beschreibt Kid Be Kid ebenfalls und besser könnte ich es nicht – also, lasse ich das an dieser Stelle und lasse den Raum für die Künstlerin.
1. Das ultimative Auto / Motorrad ist?
…das mit den Pedalen, geruchlos und leise… ah nee das war ja das Fahrrad.
2. Folgendes Reiseziel kann ich empfehlen weil… ?
Berlin, es gibt Essen und Menschen aus der ganzen Welt, und was brauchen wir mehr als gutes Essen und interessante Menschen um uns herum? Zur Abwechslung dann mal Ausflug in die Natur in den Hambacher Forst, oder äh ja, auch notfalls dann bald in den Plänterwald.
3. Wenn Du einen Tag zeitreisen könntest…
Ich weiß nicht, ob ich den Kulturschock überleben würde. Aber wenn, dann würde ich in die Vergangenheit reisen, damit die Zukunft offen bleibt. Vielleicht ins Mesozoikum – wie sah die Erde zur Zeit der Dinosaurier aus? Das wäre auf jeden Fall das Unverfänglichste, andernfalls würde ich ja Gefahr laufen, mitten in einen Krieg gebeamt zu werden.
4. Bist Du abergläubisch?
nein
5. Deine drei Top-Filme aller Zeiten – und bitte zu jedem einen kleinen Satz, warum?
„Aller Zeiten“ – na ja das ist hoch angesetzt, aber drei, die mich beeindruckt haben:
„Je ne suis pas un homme facile“ von Eleonore Pourriat – eine typische Liebeskomödie mit allen Rollenklischees im Patriarchat, die wir kennen – nur mit einem Unterschied: Die Rollen werden genau anders herum verteilt. Nicht, dass das genau so mein Lösungsvorschlag wäre, aber ich finde es interessant, wie verblüfft wir als Zuschauer sind, wenn das, was als Story und Charaktere das vermeintlich Normalste der Welt ist, einzig und allein durch das Verdrehen der Rollenverteilung auf einmal unglaublich, ja surreal erscheint.
„La Grande Bellezza“ von Paolo Sorrentino hat mich vor allem von der Machart her fasziniert. Die Art und Weise, wie die Szenen miteinander verknüpft werden, die Kameraführung, die Musik, der Rhythmus des Films – auf jeden Fall ein Erlebnis, ihn anzuschauen.
„Eternal Sunshine“ von Michel Gondry – Jim Carrey und Kate Winslet überzeugen in ihren Rollen und die Handlung lässt ahnen, in welche Abgründe wir uns in Beziehungen begeben können, aber eben auch, dass das menschlich ist.
6. Was war der beste Streich, den Du jemanden gespielt hast?
Das würde ich niemals tun. Oder ich hab’s verdrängt.
7. Was ist der größte Kompromiss, den Du als Künstler jemals eingegangen ist?
Als Künstlerin Kompromisse eingehen? Schon verloren.
8. Was war die bisher beste Zeit Deines Lebens und wieso?
Würde ich eine Zeit auswählen, wäre es einer anderen Zeit gegenüber unfair. Aber es waren immer die Zeiten, in denen ich mich frei von Sorgen und selbstbewusst gefühlt habe. Tendenziell beim Reisen, beim Komponieren, beim Üben, beim Tanzen und vor allem – beim Lachen und Rumalbern. Das erinnert mich gerade daran, dass ich auf diese Dinge immer wieder den Fokus legen sollte, danke! (Anmerkung der Redaktion: Danke ebenfalls für den Austausch in Form der Antworten und den Anregungen.)
9. Bitte stelle Dich unseren Lesern einmal vor, erzähle uns wer hinter Kid Be Kid steckt und auch etwas über das aktuelle Release, bitte.
KID BE KID, das bin ich als Soloact. Eine Sängerin, Beatboxerin, Pianistin und Produzentin. Auf meinem aktuellen Album „Sold Out“ sowie auf der Single zur kommenden November-Tour namens „Restlessness“, in meinen Videos und auch in den Livekonzerten singe, beatboxe und spiele ich Klavier und Synthesizer – und zwar simultan und analog und zu 100 % live. Es gibt kein Playback, noch nicht mal eine Loopstation, und trotzdem hört sich meine Musik an, als würden da gerade 3 Menschen gemeinsam musizieren. Heraus kommt Future Soul mit Jazz und Hip Hop Beats.
Dahinter steckt eine nach Innovation hungernde Musikerin, die etwas wagt. Nach meinem Jazzgesangsstudium habe ich mir das Beatboxing und Produzieren selbst beigebracht und einen roughen, echten, minimalistischen Sound entwickelt. In der aktuellen Single „Restlessness“, von der auch Remixes herauskommen werden, kündige ich an, was auf der Tour zu hören sein wird: Das warme Klavier wird durch fetten Synthesizer ergänzt und so das Klangspektrum mit optimalem Subbass erweitert. Gesang und Beatboxing verwebe ich so miteinander, als würde ich mich selbst sampeln. Die Rastlosigkeit unserer Zeit verbindet sich mit der Schönheit des Moments. Gegensätze. Minimalismus und Komplexität. Oder in anderen Worten gesprochen, stell dir eine singende, beatboxende, Tasteninstrumente spielende Musikerin vor, die was zu sagen hat und sich die Ruhe nimmt, das auch auf den Punkt zu bringen. Unaufgeplustert und kompromisslos. Schön aber rau.
10. Wie sehen Deine Zukunftspläne aus?
Super. Aber ich weiß ja nicht, ob sie in Erfüllung gehen. Es soll ja gut sein, sie aufzuschreiben. Also ich werde nur noch auf den besten Soundsystems dieser Welt performen, ein großes Vorbild für ganz viele neue Produzent*innen, Komponist*innen und Beatboxer*innen sein, jeweils mit Little Simz, Frank Ocean und Thom York zusammen arbeiten, Preise abräumen und mich 2 mal im Jahr zur Tour blicken lassen und den Rest der Zeit in meinem Haus am Meer und/oder in den Bergen abhängen und Müßiggang austesten. Vielleicht werde ich auch für Filme Musik produzieren, wenn ich gerade kein aktuelles Album in Arbeit habe. Mit der ganzen Kohle, die ich mit meinen goldenen Schallplatten verdienen werde, errichte ich dann Schulen überall auf der Welt und die Kinder dort müssen mein feministisches und idealistisches Weltbild erlernen. In Wirklichkeit plane ich eher in Jahresabständen und als nächstes steht jetzt erstmal die Restlessness – Tour im November an. „Like a kite in the wind, but they forgot to cord me.“


TOURDATEN
– 02.11. Chemnitz – Transit
– 03.11. Dresden – Kukulida
– 12.11. Rostock – Peter Weiss Haus
– 13.11. Kiel – Hansa 48
– 14.11. Flensburg – Kühlhaus
– 15.11. Vechta – tba
– 16.11. Hannover – Faust
– 17.11. Göttingen – Dots
– 18.11. tba
– 19.11. Hamburg – tba
– 20.11. Berlin – Villa Neukölln