Wir sitzen hier mit Ken von Crossfaith im Bastard Club Osnabrück, wo die Jungs heute Abend gemeinsam mit Coldrain auftreten.
Rock Fanatics: Hallo! Stell dich und deine Jungs bitte unseren Lesern vor. Erzähl uns dabei auch etwas über euch, das noch keiner der Fans weiß.
Ken: Hi! Ich bin Ken. Ich bin der Sänger von Crossfaith. Und wir haben die Jungs. Der Gitarrist ist Kaz, Hiro am Bass, Teru ist DJ und Tatsu am Schlagzeug. Wir kommen aus Japan und wir spielen Metalcore kombiniert mit elektronischer Musik. Noch was?
Rock Fanatics: Etwas über dich und die Jungs, das noch niemand weiß?
Ken: *lacht* Ehhhh. *lacht laut* Nichts. Da ist nichts. Das ist schwierig.
Rock Fanatics: Momentan kommt ihr ja weit herum. Am Wochenende die Auftritte bei Rock am Ring und Rock im Park, gestern auf dem Beastfest in Hamburg, heute Osnabrück und am Wochenende geht es auf’s Download Festival nach England. Was war bisher dein absolutes Highlight?
Ken: Das Highlight war Rock am Ring. Das war die größte Show die wir je in Deutschland gespielt haben. Es waren eine Menge Leute da. Wir kamen raus auf die Bühne und nach der Show. Ja, Rock am Ring. Es war schon lang mein Traum dort zu spielen. Ich habe mir einige Live Shows auf Youtube angesehen von Rock am Ring. Ich bin ein großer Fan des Festivals. Es war eine Ehre dort zu spielen.
Rock Fanatics: Bei Rock am Ring habt ihr – ebenso wie eure Freunde Coldrain und Of Mice & Men – die Clubstage gerockt und dabei mehr Publikum gezogen als es andere Bands auf der weit größeren Alternastage getan haben. Die Zuschauer waren begeistert. Wie hast du Rock am Ring erlebt?
Ken: Rock am Ring war, wie ich schon gesagt habe, mein Traum und ich mag die Deutschen. Deutsche lieben es zu singen. Und ihr habt sehr originelle Wege Spaß zu haben. Zum Beispiel haben bei Rock im Park viele Menschen „Sailing The Boat“ gemacht (Anm. der Redaktion: Ein Moshpit bei dem sich alle hinsetzen und im Takt rudern). Deutschland, ich mag diese Dinge. Das war ein großartiger Moment. Außerdem waren gleichzeitig viele meiner Freunde wie du ja gerade schon gesagt hast Of Mice & Men, Architects – wir waren vor zwei Jahren mit ihnen auf Tour – und Miss May I. Das hat so viel Spaß gemacht.
Rock Fanatics: Nächstes Wochenende geht es dann aufs Download Festival. Ich habe gelesen, dass es eines eurer größten Ziele ist dort irgendwann als Headliner aufzutreten. Jetzt geht es zumindest direkt schon auf die große Bühne. Was ist das für ein Gefühl für dich?
Ken: Es wird die größte Bühne für uns werden, auf der wir jemals gespielt haben. Ich kann es nicht mit Worten beschreiben. Das ist mein Traum. Es wird massiv werden, es wird spaßig werden. Aber es ist auch viel Druck dahinter auf der MainStage beim Download Festival zu spielen. Ich bin irgendwie nervös. Aber ich kann es kaum erwarten.
Rock Fanatics: Heute geht es dann wieder in einen kleinen Club. Macht es für dich einen Unterschied im Vergleich zu den großen Festivalshows? Wo spielst du lieber?
Ken: Auf Festivals ist eine gewisse Distanz zwischen Publikum und Band. Aber in den kleinen Clubs ist keine Distanz. Da kann ich die Leidenschaft von jeder einzelnen Person spüren. Ich liebe beides, aber ich ziehe die Clubshows vor.
Rock Fanatics: Grundsätzlich verbindet euch das Publikum mehr mit westlichen Bands, mit denen ihr auch fleißig durch Europa tourt. Dadurch spielt ihr entsprechend auch vor einem viel breiteren Publikum als es japanische Kollegen wie Girugamesh, Dir En Grey oder The Gazette hier in Deutschland schaffen. Wie habt ihr das geschafft?
Ken: Wir haben das tatsächlich nicht durch den Kontakt zu anderen Bands geschafft, sondern durch unser europäisches Management. Wir wollten außerhalb Japans spielen seit wir die Band gegründet haben weil wir so viel westliche Musik hören. Wir lieben die westliche Kultur. Gleichzeitig lieben wir aber auch die japanische Kultur und die japanische Musik. Vor zwei Jahren haben wir einen Vertrag mit unserem europäischen Management unterschrieben. Die haben auch Bring Me The Horizon, Bullet For My Valentine, Miss May I und Of Mice & Men unter Vertrag. Viele großartige Bands. Sie haben uns zuerst angesprochen: Möchtet ihr mit uns arbeiten? Und wir haben gesagt: Ja, natürlich! Sie sind richtig groß in Großbritannien und weltweit. Sie haben uns eine Menge Möglichkeiten gegeben außerhalb von Japan zu spielen.
Rock Fanatics: Also war es Glück vom richtigen Management kontaktiert zu werden?
Ken: Ja. Wir haben eigentlich nach einem Management in den Staaten gesucht. Aber das wollte einfach nicht klappen. Aber wir sind glücklich, dass wir nun bei ihnen unter Vertrag sind.
Rock Fanatics: Euer erstes Album ist noch über Gan Shin in Europa erschienen. Sie sind das typische Management das auch Bands wie Dir En Grey, The Gazette, Girugamesh und so weiter rüber holt. Die werden hier mit kleinem Publikum konfrontiert, das nur japanische Musik hört und nicht versteht, dass japanische Rockmusik nicht anders ist als amerikanische Rockmusik und dass es egal ist, ob du aus Japan oder Amerika kommst.
Ken: Ja. Gan Shin Records ist ein gutes Label. Aber sie arbeiten nur mit japanischen Bands. Visual Kei Bands und wir sind nicht Visual Kei. Die Szene in der sie sind ist anders als unsere. Wir sind glücklich jetzt bei unserem europäischen Management zu sein.
Rock Fanatics: Wie du uns vorhin erzählt hast, seid ihr mit vielen Bands befreundet, die beim gleichen Management unter Vertrag sind wie ihr. Seid ihr auch mit japanischen Bands befreundet?
Ken: Ja klar. Coldrain, SiM, Her Name in Blood, Before My Life Fails. Eine ganze Menge Bands, schließlich sind wir aus Japan.
Rock Fanatics: Und gibt es da auch eine Band, die du den deutschen Fans unbedingt empfehlen würdest?
Ken: Coldrain!!
Rock Fanatics: Sonst noch jemand? Vielleicht jemand, der noch nicht in Deutschland war?
Ken: Her Name In Blood. Weißt du, wir kennen uns schon lange und sind alte Freunde.
Rock Fanatics: Welche Bands haben euch am Meisten beeinflusst?
Ken: Slipknot!
Rock Fanatics: Gibt es auch Einflüsse aus eurer Heimat die euch geprägt haben?
Ken: Nein.
Rock Fanatics: Seit eurem Debüt „The Artifical Theory for the Dramatic Beauty“ habt ihr euch musikalisch immer weiter entwickelt. Woher nehmt ihr eure Inspiration?
Ken: Als wir die Band 2006 gegründet haben, gab es nur ein paar Bands, die das gemacht haben so wie Enter Shikari. Ich glaube, sie sind die Pioniere darin Hardcore Musik mit elektronischem Kram zu vermischen. Als wir angefangen haben, wollten wir wie Killswitch Engage sein oder so etwas ähnliches. Aber wir haben einen DJ – Teru – und er kann eine ganze Menge verschiedener Sounds mit seinem Laptop und seinen Sachen machen. Wir möchten nicht sein wie andere Bands. Und in letzter Zeit gibt es eine ganze Menge ähnlicher Bands in den Staaten. Zum Beispiel auf der Warped Tour. Massen an ähnlichen Bands. Breakdown Beats, elektronischer Sound. Und wir möchten nicht wie die sein. Wir wollen die Einzigen sein. Das ist unsere Inspiration.
Rock Fanatics: Wie findet ihr die Balance zwischen Hardcore-Metal und Elektro?
Ken: Da gibt es keine Zweifel. Das kommt alles ganz natürlich.
Rock Fanatics: Was wollt ihr musikalisch unbedingt noch ausprobieren? Verschiedene musikalische Stile zum Beispiel, oder mit einem Orchester zusammen arbeiten?
Ken: Yeah, würden wir unglaublich gerne. Tatsächlich haben wir einige Streicher für einen unserer neuen Songs benutzt. Wir lieben es neue Dinge auszuprobieren mit unseren neuen Sachen. Und wir arbeiten auch gerade an neuen Songs.
Rock Fanatics: Wie geht ihr grundsätzlich an das Songwriting heran? Wer übernimmt welchen Part? Was entsteht zuerst?
Ken: Wir haben zwei Arten an das Songwriting heran zu gehen. Grundsätzlich haben wir zwei Songwriter. Der eine ist Teru, der andere Kazu. Kazu bringt meistens ein paar Gitarrenriffs mit und wir bauen dann unsre Parts dazu. Und Treu kreiert alles mit seinen Sounds und wir fügen dann unsere Instrumente und meinen Gesang hinzu.
Rock Fanatics: Also ist euer Songwriting komplett intuitiv? Oder verlasst ihr euch auch auf traditionelle Harmonielehre?
Ken: Manchmal müssen wir mit dem arbeiten, was wir gelernt haben, denn es ist unser Job, weißt du? Aber wir lieben es Songs zu schreiben, wir lieben es Texte zu schreiben. Das ist was wir tun müssen und was wir lieben.
Rock Fanatics: Wann hast du angefangen Musik zu machen?
Ken: Das ist meine zweite Band. Meine erste Band wurde 2003 gegründet.
Rock Fanatics: Welche Instrumente spielst du?
Ken: Keine. Ich kann nur schreien.
Rock Fanatics: Aber das machst du sehr gut.
Ken: *lacht* Danke.
Rock Fanatics: Aber auch das musstest du erst lernen?
Ken: Ja, genau.
Rock Fanatics: Hätte es dich nicht in die Musik verschlagen – welchen Beruf würdest du ausüben?
Ken: Astronaut!! *alle lachen*
Rock Fanatics: Euer jüngstes Album „Apocalyze“ ist jüngst in Europa erschinen. Kannst du uns etwas darüber verraten?
Ken: Es wurde in New Jersey aufgenommen. Wir haben dort mit einem Produzenten gearbeitet, der Machine heißt. Es war schon das zweite Mal, dass wir mit ihm zusammen gearbeitet haben. Das erste Mal für unsere EP „Zion“. Dieses Mal haben wir viel Zeit mit ihm verbracht. Wir haben die Hälfte des Albums fertig gehabt und sind dann zu ihm ins Studio in New Jersey. Wir haben ein paar Songs mit ihm geschrieben und das war eine großartige Erfahrung für uns. Apocalyze kommt von dem Wort Apokalypse. Aber Apokalypse ist ein Begriff, der zu christlich für uns ist. Wir sind keine Christen. Die Apokalypse basiert auf der Bibel. Also haben wir das Wort Apokalypse in Apocalyze geändert. Es bedeutet alte Dinge zu zerstören und neue mit den eigenen Händen zu schaffen.
Rock Fanatics: Und ihr arbeitet auch schon am nächsten Album? Seid ihr noch im Prozess des Songwritings? Oder wart ihr schon im Studio? Gibt es schon irgendetwas, was du uns darüber erzählen kannst?
Ken: Wir fliegen nächsten Monat nach New Jersey. Wir werden dort mit David Bendeth arbeiten. Er ist ein sehr berühmter Produzent. Er hat schon mit Bring Me The Horizon, Of Mice & Men, Paramore und auch Coldrain gearbeitet. Ich weiß er ist ein großartiger Produzent und ich bin glücklich, dass wir mit ihm arbeiten können.
Rock Fanatics: Und gibt es dann auch schon ein Veröffentlichungsdatum? Oder ist das noch zu früh?
Ken: Nein. Das wird eine Single werden, kein Album. Aber wir haben schon ungefähr zehn neue Songs geschrieben.
Rock Fanatics: Was vermisst du an Japan am Meisten, wenn ihr in Europa und Amerika auf Tour seid?
Ken: Japanisches Essen! Und unsere Freunde.
Rock Fanatics: Und anders herum – was vermisst du wenn ihr wieder Zuhause seid?
Ken: Euch! Die Zuschauer. Ich liebe es hier zu sein, außerhalb von Japan zu sein.
Rock Fanatics: Wenn Geld keine Rolle spielen würde und ihr DIE Show eures Lebens planen könntet – wo würdet ihr spielen? Wie würdet ihr die Show gestalten? Und wen würdet ihr als Support engagieren?
Ken: Wir würden eine Show auf dem Mond spielen! Wir würden dort einen riesigen Bunker bauen und mit ganz viel Licht und Projektionen arbeiten. Der Support Act wäre Skrillex. Das wäre gut.
Rock Fanatics: Mit welchem Musiker – tot oder lebendig – würdest du gerne mal eine Flasche Jägermeister trinken und warum?
Ken: John Lennon! Ich liebe ihn!
Rock Fanatics: Irgendwie anders, verglichen mit all deinen musikalischen Einflüssen.
Ken: Ja, aber ich liebe ihn!
Rock Fanatics: Last but not least – deine letzten Worte an unsere Leser.
Ken: Danke, dass ihr das hier lest! Wir werden noch dieses Jahr zurück nach Deutschland kommen. Bitte kommt zu unseren Shows, verbringt Zeit mit uns und trinkt Jägermeister mit uns!
Wir bedanken uns für das Interview! Besonderer Dank geht dafür an Adam und Theresa, die das Interview erst möglich gemacht haben.