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Hamburger Duo Schwester im Short & Sweet-Interview

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Hinter dem Duo Schwester stecken die beiden Hamburger Musikerinnen Meike Schrader und Agata Paulina Clasen. Das Studioalbum „Der Himmel fällt“ wird am 25. November 2022 erscheinen. Zu hören gibt es hier deutschsprachigen Indiefolkpop. Meike Schrader spielt Piano und Keyboards, Agata Paulina Clasen die Gitarre. Aufgenommen haben sie die zehn Songs gemeinsam mit Produzent Gregor Henning als künstlerischem Komplizen im Studio Nord in Bremen. Die Info schreibt: „Sie erkunden all das Liebevolle und Schroffe, Poetische und Politische, Ungesagte und Omnipräsente, das unser Leben ausmacht.“ Und weiter heißt es: „„Als Immigrantin ist es für mich eine Herausforderung, mich in der deutschen Sprache und konkret in Hamburg zu verorten‟, erklärt Agata Paulina Clasen. Von der polnischen Hafenstadt Gdynia kam sie über Berlin und Mannheim nach Norddeutschland. Meike Schrader wiederum war es in ihrer Geburtsstadt Hamburg oftmals zu eng. Sie suchte Impulse in anderen Ländern. In ihrer Band SCHWESTER finden beide ein Zuhause. „Paulina bringt wahnsinnig viel Bewegung in den künstlerischen Prozess hinein‟, sagt Meike Schrader. „Und Meike wiederum schafft einen Rahmen, sie sortiert das Konfetti‟, erzählt Agata Paulina Clasen.“ Wir haben das zum Anlass genommen ein besonderes Interview im Rahmen unseres Short & Sweet-Specials zu machen. Viel Spaß beim Lesen.

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Zu welchem Song hast Du kürzlich erst noch mitgesungen und war das vor oder ohne Publikum?

Wir singen gerade unsere aktuelle Single „Die Zukunft“ in Dauerschleife – es gibt ein betörend schönes Legetrick-Video dazu von Susanne Kühn und Florian Seyfarth, daran können wir uns selbst nicht sattsehen.

Das Lustigste, was bei einem Auftritt mal passiert ist?

Meike: Nicht unbedingt lustig, aber sehr sweet: Wir haben auf einem Festival gespielt und es kam zum fetten Wolkenbruch. Ich seh diese beiden vielleicht 8-jährigen Mädchen vor mir, die bei strömendem Regen zusammengekauert unter einem Regencape vor der Bühne stehen und uns mit großen Augen anleuchten. Da haben wir zwei sehr glücklich machen können!

Wenn ich eine Farbe wäre ich … und warum?

Paulina: Ich wäre blau-grün mit ein paar silber-gold Streifen. Das hat keinen logischen Grund, ist eher ein Gefühl. Mit diesen Farbtönen fühle ich mich verbunden.

Meike: Oh, ich wäre eindeutig sonnengelb, durchwebt von ein paar Regenbogen. Also, ganz viel schönes Licht, was hoffentlich auch auf die Umgebung abstrahlt.

Dein (musikalischer) Held ist?

Paulina: Ich hatte sie zuvor noch nie live gesehen und auch ihre Musik nicht wirklich gut im Ohr gehabt. Als ich sie aber eher zufällig das erste Mal live bei einem Festival erlebt habe, bin ich von einer Sekunde auf die andere zu einem Fan mutiert. Das war Patti Smith, mit ihrer gigantischen Ausstrahlung, Kraft, Wildheit und Weisheit. Es war, als wäre man für einen Moment in das Jahr 1968 versetzt worden. Anschließend habe ich sehr begeistert ihren Roman „Just kids“ gelesen und irgendwie noch mehr verstanden, warum sie mich da so angefasst hat.

Gab es je eine Situation, wo Du dich als kompletter Versager gefühlt hast?

Meike: Ich kenne es, dass mir in bestimmten Situationen das Herz extrem in die Hose rutschen kann. Ich fange dann am ganzen Körper an zu zittern, bringe keinen Ton mehr raus das ist mir auch schon auf der Bühne passiert, da ist es besonders herausfordernd. Aber zum Glück komme ich immer mehr dahinter, dass dieses innerliche Gefühl nichts mit der äußeren Realität zu tun hat. Und für das innere Erleben gibt es ja einiges an Tools, um sich zu stabilisieren.

Paulina: ‚Versager‘ ist ein hartes Wort. Ich mag es aber nicht, wenn ich Projekte nicht zu Ende bringe, die ich angefangen habe. Dann ist es schwer, das zu akzeptieren und zu erkennen, warum es trotzdem einen Sinn hatte. Zum Beispiel habe ich in der Pandemie ein ziemlich groß angelegtes Projekt aufgebaut, wo ich ein Songwriting-Portal mit Podcasts
aufgebaut habe, aber am Ende das alles doch für mein Leben nicht gepasst hat, um es wirklich aktiv zu hosten. Es war also eine Art Totgeburt. Daraus ist dann aber indirekt unsere monatliche Radiosendung auf TIDE 96,0 für Rockcity Radio hervorgegangen, der SCHWESTER SongSalon, was wiederum eine sehr gute Sache ist. ;-)

Welche Musik soll auf Deiner Beerdigung laufen?

Das sollen am besten die Menschen entscheiden, die auf der Beerdigung sind. Wir werden ja definitiv nicht mehr dabei sein… Vielleicht wollen sie dann genau deswegen was von uns hören oder freuen sich auch, dass es mal ganz ruhig ist. Stille ist auch ein schönes Geräusch.

SCHWESTER (© by Inga Seevers)
SCHWESTER (© by Inga Seevers)

Neben welcher Band würdet ihr gerne mal aus optischen Gründen (bezieht sich auf Kostüme, Stage-Design etc.) auf der Bühne stehen?

Paulina: Florence and the machine, Unsere Musik hat wenig mit Kostüm und Stage-Design zu tun, aber ich mag einfach diesen etwas romantisch mystischen Stil von Florence sehr gerne. Manchmal macht aber eine zu überladene visuelle Show auch die Intimität platt.

Meike: Mir fällt dazu Christine and the Queens ein – immer wieder tolle Kostüme und Licht und vor allem starke Tanzeinlagen – wenn schon große Show, dann so.

Was ist der beste im Dialekt gesungene Song?

Paulina: Ich bin generell kein Fan von Dialekten, schon gar nicht gesungen. Aber, wenn ich mich entscheiden müsste, dann natürlich „Hamburg, mein Hafen“ von Meike Schrader! :-)

Meike: Na, wenn schon, denn schon gleich die plattdeutsche Variante „Hamburg, mien Hoben“!

Was könnt ihr unseren Lesern über das aktuelle Release erzählen? Wie heißt es, wo wurde es aufgenommen, …?

Paulina: Unser Debütalbum heißt „Der Himmel fällt“ und wir haben es im Studio Nord Bremen zusammen mit Gregor Hennig aufgenommen, der zum Beispiel auch Rhonda produziert hat. Er ist ein sehr kreativer und komplexer Mensch, der die Unterschiedlichkeiten von uns beiden gut zu einer Synergie zusammengebracht hat. Der Sound der Platte ist zeitlos und kraftvoll. Wir wollten starke Bandarrangements, die aber den Songkern nicht bedrängen, sondern ihn herauskehren und auf eine große Leinwand projizieren. Unsere Musik fühlt sich eher internationalen Bands aus dem englischsprachigen Indie-Folk verbunden, als deutschsprachigen Acts. Leute aus dem PR- und Marketing-Bereich, denen wir unser Album vorgespielt haben, loben diese Eigenständigkeit, betonen aber auch, dass es schwierig ist, solche Musik im Radio zu platzieren, weil es sich einfach in keine klare Schublade stecken ließe. Kompliment und Kritik zugleich. Wir setzen daher auf unser neugieriges Publikum.

Meike: Übrigens haben wir eine kleine Umfrage im Voraus bei unseren Newsletterempfängerinnen gestartet und sind bestätigt und ermutigt worden, unser Album sowohl als CD als auch als Vinyl zu produzieren und dabei auch auf Klimafreundlichkeit bei der Herstellung zu achten. Man kann sich auf ein wirklich hochwertiges Produkt freuen. Den Lackfolienschnitt, also die Pressvorlage für die Vinyl, haben wir zudem extra in England von Noel Summerville machen lassen. Er ist eine Koryphäe in seinem Handwerk, da kommen dann auch die audiophilen Hörerinnen auf ihre Kosten. Wir sind echt froh, wenn diese zehn Songschätze nach so einer langen Zeit endlich veröffentlicht sein werden. Wir hatten das
Album bereits Anfang 2020 fertig gemischt und dann kam ja das, was alle wissen. Auf eine Art passt das Album aber zu dem was wir alles erleben, soviel Wandel, eine Mischung aus Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Der Titel „Der Himmel fällt“ leitet sich übrigens von einer Textzeile aus dem von Paulina geschriebenen Schlusssong des Albums, „Sommerzeitlose“, ab – ein wundervoller Song, der sich wie ein Trostpflaster auf all das Aufgerissene legt, was
diese Zeiten mit sich bringen.

Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Wir wollen nächstes Jahr wieder auf Tour gehen, sowohl klein im Duo, aber auch wieder zu viert in Bandformation. Parallel dazu arbeiten wir an neuen Songs. Grundsätzlich ist die Lage immer noch sehr ungewiss, ist ja klar. Daher gibt es auch noch Video-Content, den wir für die erste Jahreshälfte 2023 in der Tasche haben, um unser Publikum auch auf digitalem Wege erreichen zu können.

SCHWESTER „Wo die Liebe hinfällt“

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SCHWESTER „Unser Haus“

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Oliver Lippert
Oliver Lippert
Schreibe schon seit Mitte der 1990er und habe seit Oktober 2020 zwei Bücher ("Kaleidoskop - Abschnitt 1 -" und "Kaleidoskop - Abschnitt 2 -") veröffentlicht.