Wir steigen am besten direkt ein. Denn auch wie mein Bericht hatte Tocotronic kein Vorspiel in Form eines Supports. Bestens gelaunt stieg die Band kurz nach 21:00 Uhr auf die recht kleine und mit Stofftieren voll gestellte Bühne im Forum. Und Support war auch nicht nötig. Sofort hatten Tocotronic das Publikum im Griff. Dieses war übrigens bunt durchgemischt. Vom Punk bis zum Familienvater, vom alternativen Indiekid bis zum Nerd, der direkt vor dem Konzert noch ein Buch las, wirklich alle waren da. Musikalisch wurde allerfeinster deutschsprachiger Indierock geboten. Mit dem zweiten Song „Let there be rock“ wurde schon zu Anfang die bekannteste Single gespielt. Und die weitere Setlist ließ keine Wünsche offen. Eine wunderbare Mischung aus alten Klassikern und neueren Stücken.
Auch die Band präsentierte sich in bester Spiel- und Sabbellaune. Dirk von Lowtzow war sichtlich gut gelaunt, und suchte immer wieder Interaktion mit dem Publikum zwischen den Songs. Jan Müller bearbeitete seinen Bass mit Hingabe und Arne Zank trieb im Hintergrund am Schlagzeug den Sound nach vorne. Der seit 2004 offiziell bei Tocotronic spielende Rick McPhail machte an der zweiten Gitarre den Sound runder und fetter. Neben knackig vorgetragenen Songs wie „Mach es nicht selbst“ und „Die Revolte ist in mir“ gab es zwischendurch immer wieder Balladen wie “Drüben auf dem Hügel“. Und auch ausufernde Jamsessions waren dabei. Es fällt schwer hier Höhepunkte rauszusuchen. Vielleicht lässt sich „Aber hier Leben, nein danke“ rauspicken, vielleicht auch „Gegen den Strich“, vielleicht auch gar kein einzelner Song. Denn wie schon gesagt war das gesamte Konzert wirklich gut.Nach insgesamt mehr als 90 Minuten und zwei Zugaben gingen Tocotronic von der Bühne und hinterließen ein restlos glückliches Forum. Und das es auch ihnen gefallen hat, kann man am improvisierten Ende der Setlist erkennen. Ursprünglich sollte „Ich möchte irgendetwas für dich sein“ den Schlußstrich des Konzertes ziehen, doch dann folgten improvisiert noch vier Lieder in zwei Zugaben, so dass „Explosion“ zum Rausschmeißer für die Besucher wurde.