Die Erfolgsgeschichte von The Who umfasst mehrere Kapitel. Zum einen die gewöhnlichen Rockalben, zum anderen aber die Rockoper Tommy sowie auch die anderen Filme und Soundtracks wie Quadrophenia mit Sting in einer Rolle. Zwar sind von der Gründungszeit nur noch Roger Daltrey und Pete Townshend übrig, der Beliebtheit von The Who tut dies jedoch keinen Abbruch. Über 50 Jahre kreieren die beiden Songs und Sounds, die bis heute die Rockmusik prägen.
Nun machen sie erneut einen Abstecher nach Deutschland um ihre Hits live zu performen. Für NRW spielen sie in der komplett bestuhlten Königs-Pilsener-Arena, wo nur wenige Plätze frei bleiben.
Doch bevor The Who losrocken können, gehört zunächst der Band Slydigs die Bühne. Und die machen ihre Sache mehr als ordentlich. Slydigs repräsentieren den moderneren Indie-Rock. Sie wecken Assoziationen zu Oasis, Mando Diao, The Hives oder gar eine Prise Wolfmother. Über neun Songs brilliert das Quartett – welches live auf der Bühne allerdings ein Quintett ist – mit zwei sich abwechselnden Sängern in jedem Genre. Egal ob eine sanfte Ballade oder ein in die Beine gehender schnellerer Rocksong, die Jungs von Slydigs machen stets eine gute Figur und lassen eine beachtliche Visitenkarte da. Sie befinden sich noch auf Headliner-Tour in Deutschland. Eine echte Empfehlung.
Bemerkenswert ist aber auch die Bühnenshow. Außerhalb der Bühne zeigen rechts und links kleine Leinwände das Geschehen auf der Bühne. Von der Bühnenmitte aus erstreckt sich eine größere Leinwand, auf der entweder gute Animationen eingespielt werden oder in anderen Formen und Farben das Treiben auf der Bühne umgesetzt wird. Auch die Bildregie agiert sehr gut, weiß genau, wer, wann und wie auf den Screens sich am besten in Szene setzen kann.
Dieses tolle Stilmittel findet sich auch bei dem Gig von The Who wieder, der erstmal mit früheren und verhältnismäßigen ruhigen Songs und Bildern und Ausschnitten von der Dekade aus der die Lieder stammen, beginnt. Doch wer denkt, dass Daltrey oder Townshend nur auf Nostalgie setzen und dadurch eher etwas altbacken daherkommen, der wird schnell eines Besseren belehrt. Natürlich ist die Live-Band jünger und unterstützt sie nach Kräften, um den mitunter heroischen Sound gut zu transportieren, die Show stehlen sie ihnen jedoch nie. So hämmert auf die Drums Zak Starkey ein, als wenn es kein Morgen gäbe. Und mit dem Schlagwerk ist er quasi aufgewachsen, ist er doch der Sohn von Ringo Starr.
The Who schaffen es exzellent die Hits mit einer modernen Videoshow zu kombinieren, ohne jedoch diese zu überladen und die Fans zu überfordern. Und wie honorieren sie den tollen Auftritt? Bereits von Anfang an ist aus dem Konzert mit Bestuhlung ein Stehkonzert geworden. Und das halten die Meisten über die 21 Songs und rund zwei Stunden Spieldauer sehr gut durch. Aber auch die älteren Herren sind kräftig bei Stimme, gut bei Spiellaune und Townshend immer noch bravourös an seiner Gitarre. Negative Kritik lässt sich wirklich keine finden, hier sind Vollblutmusiker mit Spaß bei der Sache.
Hätten wir hier eine Bewertungsskala für Konzerte, die Höchstwertung wäre ihnen sicher und eine der vorderen Positionen für das Konzert des Jahres gewiss. Absolut perfekte Show und so werden sich viele Fans von The Who wünschen, dass diese ihr endgültiges Ende langmöglichst hinauszögern.
Setlist Slydigs:
High Off Your Love
Easy Solution
The Bitter End
The Truth Will Be Found
Never To Be Tamed
Soul Ain’t Safe Round Here
To Catch A Fading Light
Stiff Upper Lip
The Love That Keeps On Giving
Setlist The Who:
Who Are You
The Kids Are Alright
I Can See for Miles
My Generation
Pictures of Lily
Behind Blue Eyes
Bargain
Join Together
You Better You Bet
5:15
I’m One
The Rock
Love, Reign O’er Me
Eminence Front
Amazing Journey
Sparks
The Acid Queen
Pinball Wizard
See Me, Feel Me
Baba O’Riley
Won’t Get Fooled Again
Foto: Peter Harbauer