Selah Sue ist eine Newcomerin aus Belgien, die sich nicht in Schubladen stecken lässt: Sehr viel Power bei Soul- und Bluesstücken, sanft und zerbrechlich an der akustischen Gitarre oder barsch und offensiv bei rockigeren Stücken. Allerdings hat sie erst ein Album vorzuweisen, welches auf ihren Namen hört, konnte mit diesem jedoch schon einige Achtungserfolge verzeichnen. Etwas ungewöhnlich ist es, dass Selah Sue bereits jetzt tourt, obwohl das neue Album „Reason“ in Deutschland jedoch erst am 27. März 2015 erscheint.
Das mag mit ein Grund sein, warum die Live Music Hall mit rund 1200 Leuten nicht ganz ausverkauft ist, als der Support Gabriel Rios die Bühne betritt. Rios ist gebürtiger Puerto-Ricaner und tritt wohl auch mit Band auf. Heute Abend gibt er aber ganz klassisch den Singer-/Songwriter und spielt nur mit akustischer Gitarre und singt dazu. Interessanterweise scheint er auch ein paar überwiegend weibliche Fans im Kölner Publikum zu haben. Rios hat ebenfalls seinen größten kommerziellen Erfolg in Belgien und zeigt bei seinem Auftritt, dass er die Leute gut unterhalten kann. Ein echter Ohrwurm ist allerdings nicht wirklich drunter, Stimme und Melodien gehören aber durchaus zu der überdurchschnittlichen Sorte.
Das Angenehme an „One-Man-Shows“ ist, dass in der Regel danach kein großer und langer Umbau erfolgen muss und der Hauptakteur zügig auf die Bühne kommt.
Selah Sue knüpft erst einmal da an, wo Gabriel Rios aufgehört und beginnt mit Gitarre und in rotes Bühnenlicht eintauchend ihr Set. Doch mit der Ruhe ist es bereits nach dem ersten Song vorbei und ihre Band gesellt sich dazu. Jetzt ist der soulige Part erst einmal an der Reihe, in der sich vor allem ihr Bassist sehr gut in Szene setzen kann. Dazu gesellt sich eine wirre mehrfarbige Lichtshow, die manchmal zu dick aufgetragen wirkt.
Alles in allem ist es jedoch ein sehr schönes Konzert, bei dem Selah Sue geschickt die Richtungen immer ändert, bevor ein Stil überdrüssig zu werden droht. Somit entstehen nie Längen und auch die neuen Songs wirken dadurch nicht wie ein Fremdkörper. Ihren Anteil an Entertainment hält sie klein, Refrains sollen durch Gesang des Publikums ergänzt werden, absichtlich werden aber keine Lieder gestreckt oder Passagen wiederholt. Für die Zugaben dürfen die Fans zwischen depressiven oder glücklichen Liedern wählen – und wollen und bekommen ‚happiness‘. Das aber auch eine gut eingespielte Band sowie eine Selah Sue, die jederzeit die Fäden in der Hand hält und der der Spaß an der Show in ihrem Gesicht abzulesen ist, lassen die Besucher glücklich nach Hause gehen.