Marcus Wiebusch - 28.10.2014 - Forum, Bieiefeld
Marcus Wiebusch, das ist dieses schier unermüdliche Arbeitstier, das schon seit Anfang der 90er im Musikgeschäft unterwegs ist. Seit dem spielte er in der Punkband But Alive, der Skaband Rantanplan und zu guter Letzt in der Pop/Rock Band Kettcar. Letztere haben im April 2013 mit „Zwischen den Runden“ ihr vorerst letztes Album auf dem Markt gebracht, ehe Kettcar in eine kreative Pause gegangen sind.
Doch in Marcus Wiebusch brodelt die Musik weiter, eine kreative Pause kann er nicht durchhalten und so erschien ein Jahr nach dem letzten Kettcar Output seine Soloplatte („Konfetti“ VÖ 04/2014). Der Soloauftritt von Wiebusch ist komerziell nur leicht weniger erfolgreich als die letzte Kettcar Platte und so steigt „Konfetti“ bis auf Platz 9 der Charts.
Musikalisch präsentiert er sich etwas in eine andere Richtung, doch das Hauptmerkmal ist gleich geblieben: Lieder, die geprägt sind von tiefgängigen deutschen Texten.
Die ersten 40 Minuten des Abends gehören den sechs Musikern von Pink Lint. In neun Liedern wollen sie mit dem Bielefelder Publikum warm werden. Eine schwierige Aufgabe, denn das Forum ist zwar sehr gut gefüllt, doch so richtig will der Funke nicht überspringen. Publikumsinteraktion seitens der Band beschränkt sich auf eine Ansage, die irgendetwas von einer Fruchtfliegenplage in diesem Herbst erzählen will. Doch da kein Besucher darauf anspringt besinnt man sich wieder auf die Musik und zeigt einen soliden Auftritt. Der wird dann am Ende mit einem ordentlichen Applaus und vereinzelten Zugaberufen honoriert. Das Ziel wurde doch noch erreicht: Bielefeld hat es gefallen.
Um 21.45 Uhr betreten Marcus Wiebusch und seine sieben-köpfige Band die Bühne im Forum. Im Vorfeld wurde versprochen, das komplette Album plus ein paar Songs der Vorgängerbands zu spielen. Mit dieser Aussage liegt eine freudige Spannung auf dem Publikum.Doch alles der Reihe nach. Fußball wird also erstmal aus den Ansagen verbannt, da hat Wiebusch schon ein neues Spiel auf Lager. Alle Ansagen sollen auf Englisch gehalten werden. Nun ja, die Umsetzung hapert etwas, das Niveau liegt bei „english for runaways“, doch Wiebusch und das Publikum lachen sich scheckig. 1:0 für Wiebusch und wieder zurück zur Musik. Es werden tatsächlich alle Stücke von „Konfetti“ gespielt, aber der Frontmann stellt fest, dass es zu wenig Lieder für ein ganzes Konzert sind. So bedient er sich einfach an Songs der Vorgängerbands und die Fans freuen sich im regulären Set auf „Balkon gegenüber“ mit einer neuen zweiten Strophe sowie „Lattenmessen“. Wird der Kettcar Kosmos verlassen spielt man mit „Vergiss den Quatsch“ von But Alive den mit Abstand schnellsten Song des Abends.
Es wurde schon angesprochen, nicht nur die Musik zählt bei diesem Konzert, nein, die Besucher hängen auch während der Ansagen an den Lippen des Sängers und Entertainers. Man erfährt Fakten, wie „Lattenmessen spielen wir auf dieser Tour das erste Mal seit 10 Jahren, denn eigentlich ist uns das Lied viel zu Emo“ oder „Früher mit But Alive haben wir im Forum Enger gespielt, da waren nur so intellektuelle Bands wie Blumentopf oder Motorpsycho….und dann kamen wir. Wer damals vor Ort war, kann das sicher noch bestätigen“. Chapeau, Herr Wiebusch! Bielefeld liegt dir zu Füßen.
Langsam aber sicher nähert sich das Konzert nun seinem Ende und „Der Tag wird kommen“ rundet das reguläre Set ab (natürlich doch wieder mit einer Fußball-Ansage). Ein musikalisch absichtlich schlicht gehaltener Song, damit die ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuhörers auf dem Text liegt. Nach diesen wichtigen Worten gehen die acht Männer von der Bühne.
Zugabe Rufe ertönen, das Publikum hat noch nicht genug gehört. Und außerdem ist das „Konfetti“ Album noch nicht komplett gespielt worden. So kommt die Band noch einmal auf die Bühne, spielt „Was hätten wir denn tun sollen“ von Kettcar und das letzte fehlende Puzzleteil „Der Fernsehturm liebt den Mond“ sowie noch einen allerletzten Rausschmeißer („Deiche“ von Kettcar). Bei diesem Lied sowie bei „Der Tag wird kommen“ gibt es eine Konfettiexplosion über dem Publikum – das ist eigentlich gar nicht so abwegig, wenn man sich den Titel des Albums noch einmal in Erinnerung ruft.
Ein rundum gelungener Abend endet nach 80 Minuten und entlässt die Fans in einen frischen Oktoberabend.
Setlist (ohne Gewähr)
Das Böse besiegen
Jede Zeit hat ihre Pest
Wir waren eine Gang
Balkon gegenüber (Kettcar)
Springen
Schwarzes Konfetti
Lattenmesen (Kettcar)
Nur einmal rächen
Was wir tun werden
Haters gonna hate
Lattenmessen (Kettcar)
Vergiss den Quatsch (But Alive)
Der Tag wird kommen
————————————————–
Was hätten wir denn tun sollen (But Alive)
Der Fernsehturm liebt den Mond
Deiche (Kettcar)