
Katzenjammer – 04.03.2015 – Palladium, Köln
5. März 2015
Charli XCX – Support Katy Perry – 05.03.2015 – Lanxess Arena, Köln
6. März 2015Katzenjammer – 04.03.2015 – Palladium, Köln

Sie sind eine musikalische Naturgewalt. Ein Phänomen, das sich in keine richtige Schublade stecken lassen möchte und damit Musikfans von den Füßen holte. Mit ihren Alben „Le Pop“ (02/2009) und „A Kiss Before You Go“ (09/2011) gelang Katzenjammer der große Durchbruch. Vor allem in Deutschland wuchs eine Fanschar heran, die die jungen Norwegerinnen frenetisch feierte. Der neue Longplayer „Rockland“ (01/2015) spaltet dagegen das Publikum. Zu poliert und ohne die Ecken und Kanten, die sie so lieben ist die Musik – so der Vorwurf der Fans. Grund genug sich die neuen Werke auch live einmal anzusehen, denn wer Katzenjammer kennt weiß, dass sich ihre Musik so ganz entfalten kann. Köln schafft es zum ersten Mal nicht die ausverkauft-Marke zu knacken. 3800 Fans versammeln sich an diesem Abend im Palladium, um das triste Wetter zu vergessen.
Doch zunächst gehört Ine Hoem die Bühne. Die norwegische Songwriterin wirkt auf der großen Bühne hinter ihrem Keyboard zunächst etwas verloren. Ihre Klänge sind zart, gefühlvoll und vor allem ruhig. Das hüllt das Publikum in ehrfürchtiges Schweigen, wofür sie tatsächlich ein Lob verdient haben. Vier Songs lang ist der Zauber, der sich über die Zuschauer legt, dann ist es auch schon wieder vorbei. Ihr Debüt erscheint in Deutschland im Herbst, doch mehr als angekitzelt hat sie mit diesem kurzen Auftritt die Fans nicht. Der Applaus, der sie verabschiedet ist so kaum mehr als höflich.
Dann beginnt die Zeit des Wartens. Ganze 40 Minuten lassen sich die Techniker Zeit um die Bühne für Katzenjammer vorzubereiten. Dabei macht sich auch schon die erste Veränderung durch den Erfolg deutlich. Noch bei der letzten Tournee sah man die Musikerinnen selbst ihre Instrumente stimmen und für letzte Vorbereitungen über die Bühne laufen. Jetzt erledigen das Techniker, die sich die Dunkelheit mit Stirnlampen erleuchten. Die Fans werden schnell ungeduldig und „Anfangen!“-Chöre klingen durch die Halle.
Doch alle Stimmungsmache nützt nichts. Pünktlich um 21 Uhr treten Anne Marit, Solveig, Turid und Marianne auf die Bühne. Das Set beginnt mit einem ganzen Block neuer Songs. Doch irgendwie scheint hier nichts so richtig zu stimmen. Der Sound ist unausgewogen, die Künstlerinnen kämpfen mit Handzeichen Richtung Mischpult. Und auch die Stimmung will sich nicht so richtig einstellen – weder auf noch vor der Bühne. Alles wirkt sehr gezwungen, als würden beide Seite darauf warten, dass das Eis endlich bricht. Das ist schade, denn eigentlich lieben die Fans sie für ihre unbändige Spielfreude, aber auch die kleine Portion Chaos die sie mit sich auf die Bühne bringen.
Stattdessen ist plötzlich alles sehr organisiert. Die große Bühne steht ihnen, entzerrt den Zusammenhalt der Musikerinnen aber. Und statt Chaos im Instrumententausch eilen jetzt Backliner über die Bühne und sorgen dafür, dass alles schnell von Statten geht. Erst eine Ansage von Marianne und ein angestimmtes „Viva Colonia“ weckt Erinnerungen an das Konzert am 11.11.2011 nebenan im E-Werk. Das holt die Fans zumindest etwas aus der Starre. Als dann plötzlich die alten Songs auf dem Programm stehen, ist es mit der Zurückhaltung vorbei – auf beiden Seiten! Ein Hit jagt den Nächsten und die Stimmung erreicht endlich die ausgelassene Fröhlichkeit, die man sonst von Katzenjammer Konzerten kennt. Und auch auf der Bühne setzt sich der Schalk in den Nacken der Sängerinnen. Jetzt stimmt auch die Interaktion der Vier. Einzig der Sound ist noch nicht das, was er sein sollte und so wird auch die Gestik der Sängerinnen immer forscher.
So retten sie die Stimmung mit altem Material. „Hey Ho On The Devils Back“, „God’s Great Dust Storm“, „Mother Superior“ oder „Kitty Demon Rag“ geben den Zuschauern viel Material zu feiern, sorgen aber auch für die gewisse Gänsehaut. So wird auch ein Texthänger von Solveig bei „I Will Dance (When I Walk Away)“ nicht übel genommen, sondern mit einem Lachen und Hilfestellung aufgenommen. Die wenigen neuen Songs, die jetzt noch kommen werden so zumindest besser aufgenommen. Trotzdem ist der Stimmungsumschwung immer wieder deutlich.
So lässt das fast zweistündige Konzert den Unmut des langen Umbaus und die Unsicherheiten des neuen Materials vergessen. Der Spaß überwiegt einfach und darauf kommt es an. So ist die Resonanz überwiegend positiv. Jetzt muss eigentlich nur noch der Spaß an und mit dem neuen Material kommen.