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Das dreitägige Hurricane Festival in Scheeßel (Niedersachsen) begann am 21.06.2013 ganz traditionell und wie es sich für ein großes Festival gehört mit Wartezeiten – Stau bei der Anfahrt und Schlangen beim Abholen der Bändchen. Jedoch zeigte sich hier guter Organisationswille: Zufahrten waren je nach Besucherart mit Lotsen und ausreichend Beschilderung geregelt, sodass die breite Masse in ihren Autos nicht auf einer Straße versammelt anstand. Park- und Zeltplätze wurden gesucht und gefunden, die ersten Grills ausgepackt und Dosenbiere geöffnet – Tag 1 des Hurricanes konnte beginnen!

Das Festivalgelände war sehr weitläufig, so zeigte sich der Weg von der einen Bühne zur anderen als eher müßig, je nach dem welche Band man sich als Nächste vorgenommen hatte. Mit 4 Bühnen, Green Stage, Blue Stage, Red Stage und White Stage und 99 Bands hatte der Besucher eine Menge Auswahl, jedoch bei einem straffen Zeitplan wenig Zeit, um zu wechseln und pünktlich vor der Bühne zu stehen. Zumal es bei voranschreitendem Tag auch deutlich schwerer wurde, sich durch die Masse zum richtigen Eingang zu kämpfen, um ganz vorne, vor dem ersten Wellenbrecher zu stehen. Jede Bühne hatte eine andere Regelung – man sollte sich also vorher schlau gemacht habe, ob man rechts oder links Zugang hatte. Wenn der Platz drumherum jedoch schon gut gefüllt war, dauert es natürlich seine Zeit, bis man vom falschen zum richtigen Ende gelaufen war. Hatte man diese Ein- und Ausgangsregelung zu spät bemerkt (da sie bei den ersten Bands von der Security weniger durchgesetzt wurde und der Ausgang auch als Eingang funktionierte) oder falsch in Erinnerung, konnte man sich auf ein Konzert aus der Ferne einstellen. Auch der Boden war innerhalb kürzester Zeit an vielen Stellen einer Schlammmasse gewichen, da sich das Wetter bis zum Abend nicht zwischen Sonnenschein und Schauer entscheiden konnte.

Die Festivalbesucher hielt dies jedoch nicht davon ab, die ersten Bands richtig zu feiern und sich zum Beispiel von Danko Jones anstecken zu lassen, im „fucking rain“ zu rocken. Auch Boysetsfire und The Devil Wears Prada mangelte es nicht an begeistertem Publikum. So war es keine Überraschung, dass die ausgeflippten Bandmitglieder von Gogol Bordello die Stimmung noch weiter anheizten, bevor die großen Acts den Abend übernahmen. Punkt 19:30 Uhr war das Gelände um die Green Stage plötzlich mit einer riesigen Menschentraube gefüllt und The Hives begannen, die Masse mit ihrer Musik und Vorschlägen wie „Pele for President“, sowie Aufforderungen, Pele für das gute Wetter zu danken, zum tanzen, schreien und singen zu aktivieren. Die Stimmung ließ auch bei Billy Talent nicht nach, die das Gelände weiter mit Menschen füllten und mit ihren größten Hits noch die Festivalbesucher in den letzten Reihen erreichten. Nur die gigantische Pyro-Show und die provokanten Untermalungen (Bandmitglieder in Kochtöpfen, ein Riesenpenis mit dem Till Lindemann Schaum auf die ersten Reihen verteilt) zur härteren Musik von Rammstein konnten die Menge noch mehr in Staunen und Jubeln versetzen. Zwar war Tag 1 nach Rammstein noch nicht beendet, jedoch erhielten die drei darauf folgenden Acts, Sigur Rós, Callejon und Gesaffelstein durch ein auf die Zeltplätze flüchtendes Publikum deutlich weniger Aufmerksamkeit, als sie es verdient gehabt hätten.

Dafür wirkten die Festivalbesucher am Samstag umso ausgeschlafener – was täuschen mag, denn mit Schlaf haben Festivals ja bekanntlich weniger am Hut –, denn schon bei der zweiten Band, Herrenmagazin, hatte sich ein großer Menschenauflauf um die Blue Stage gebildet und genoss die freundliche und spaßige Atmosphäre. Nachdem auch Fidlar und The Family Rain ihr Können bewiesen hatten, hoben die Schotten von Frightened Rabbit die gute Laune auf ein weiteres höheres Level an. Im Kontrast dazu wirkten Miles Kane in ihren Hemden eher beherrscht aber dennoch locker, was dem Erfolg des Acts daher keinen Abbruch tat. Kontrast fand sich ganz deutlich auch zu The Kyteman Orchestra wieder: Eine gefüllte Bühne mit Orchester, ohne Gitarren aber mit an der Sache Spaß habendem Dirigenten. Wer vorher dachte, ein Orchester könne nicht rocken, der wurde spätestens jetzt eines besseren belehrt. Of Monsters and Men, gefolgt von den Editors leiteten den Abend erfolgreich im Gegensatz zu den darauf folgenden Acts mit eher sanfteren Pop-/Rock-Klängen ein, sodass sich das Metalherz im Festivalbesucher das Bangen für Kasabian und Arctic Monkeys aufsparen konnte. Und bei härteren Gitarrensounds und einem Publikum, das zum Moshen bereit war, war gute Stimmung vorprogrammiert! Ausgepowert von einem abwechslungsreichen Tag verließen auch irgendwann die letzten das Gelände, um am Sonntag noch mit einigen der letzten 31 Bands zu feiern.

Tag 3 begann eher schleppend, so hatten sich vor Me weniger Leute eingefunden, als man bei der hohen gesanglichen Leistung des Sängers hätte erwarten können und Masters Of Reality polarisierten mit der Aussage „I hope it rains“ ziemlich, nachdem die Besucher von Regen bisher genug hatten. An dieser Stelle sei gesagt, dass der Sonntag vom Wetter her der sonnigste und wärmste Tag war und einige noch zum bräunen auf den Wiesen kamen. Kvelertak überraschte das Publikum mit einer monströsen Eulen-Kopfbedeckung und einer härteren Gangart der Musik, so wie es sich für das Klischee der Metalbands gehört. Während ein weiteres Highlight des Hurricanes auf sich warten ließ, spielten unter anderem Kashmir und The Bouncing Souls und hatten mit einer tanzenden Menge sichtlich Spaß dabei. Pünktlich zu Macklemore & Ryan Lewis tobte die riesige Menschenmasse jedoch vor der Blue Stage und feierte gemeinsam eine Band so leidenschaftlich und friedlich wie möglich, die mit vielen Ausschweifungen den Kontakt zum Publikum erfolgreich suchte. Friedlich waren auch Frank Turner & The Sleeping Souls. Bekannt für die familiäre Atmosphäre erreichte der Künstler das Publikum mit Spaß und Warmherzigkeit. Mit fortschreitender Zeit füllte sich das Festivalgelände immer mehr und wer jetzt noch nicht die üblichen Verkaufsstände besucht hatte, würde in Ruhe spätestens nach den Hauptacts dazu kommen. Kurz vor 18 Uhr leiteten Two Door Cinema Club die heiße Phase auf der Blue Stage ein und sorgten für Stimmung und gute Laune bei einem Wetter, das besser nicht sein konnte. Auf selbiger zeigten danach The Smashing Pumpkins ihr Können und begeisterten mit abwechslungsreichen Gitarrenspiel, einzigartiger Stimme und unzähligen in die Menge geworfenen Plektren. Die darauf folgenden Hauptacts hätten unterschiedlicher nicht sein können. Queens of the Stone Age rockten die Bühne und brachten die Menge mit einer Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem zum beben. Paul Kalkbrenner begeisterte sowohl das Publikum als auch Sanitäter und Security mit eindringlichen elektronischen Sounds. Max Herre ließ mit seinem Rap auch noch die letzten Festivalbesucher feiern und Spaß haben.

Nach 3 Tagen Festival waren alle Besucher um viele musikalische Erfahrungen reicher, rockten, tranken und feierten wie es auf einem friedlichen Festival mit tollen Bands und einem freundlichen und hilfsbereiten Team aus Lotsen, Sanitätern und Security nur geht. Das Hurricane Festival hat also dieses Jahr wieder bewiesen wie abwechslungsreich es sein kann und freut sich nächstes Jahr ganz sicher, einige bekannte Gesichter wieder zu sehen und viele Neue zu entdecken.

Jaqueline Nehrkorn für Rock-Fanatics.de