Wer dachte, dass der Schritt in die Musikwelt von Klaas Heufer-Umlauf eine Art einmaliger Ausflug war, der hatte sich getäuscht. Mark Tavassol von der Band Wir sind Helden sowie der TV-Moderator haben Gefallen aneinander gefunden und mit Gloria wohl auch Blut geleckt. Weitermachen ist also die Devise. Und so gab es neue Songs und folgerichtig ein neues Album. „Geister“ (VÖ: 08/2015).
Damit geht es nun auf Tour und passenderweise ins Kölner Gloria Theater. Mitten in der Innenstadt pilgern 900 Zuschauer in die schöne samtrot gehaltene Location, um neuen und alten Songs zu lauschen.
Doch bevor sich die Leute auch live von den Songs überzeugen können, bekommt auch Ben Galliers als Support die Chance sich zu präsentieren. Und das erledigt er mit Bravour. An diesem Abend tritt er nur mit einem Kollegen auf – in voller Besetzung sind sie zu viert – und muss sich deswegen mit vielen Loops behelfen. Charmant setzen die beiden auch auf Mithilfe des Publikums. So werden Geräusche ebenfalls durch die Loop-Maschine gejagt und die Leute Teil der Band. Das Ganze verpackt Sänger Ben mit unheimlich viel Charme, er ist Brite und wohnt zur Zeit aber in Hamburg. Er moderiert seinen Gig mit lustigem Akzent und weiß damit zu unterhalten. So macht der Support Spaß und lockert die Stimmung, doch ein großes Manko gibt es auch. So lustig und spielerisch alles sein mag, die reine Musik und die Songs treten in den Hintergrund und bleiben dadurch auch nicht haften. Schade, denn sympathisch und talentiert wirken sie.
Aber eigentlich geht es ja um Gloria, die dann nach der üblichen Umbaupause ihr Set mit „Pilot“ auch beginnen. Und war Klaas Heufer-Umlauf noch bei der vorherigen Tour sehr schüchtern unterwegs und eine Distanz deutlich spürbar, so plaudert er jetzt deutlich mehr, erzählt von der Zeit als er in Köln wohnte oder erklärt, um was es in den Songs geht. Doch alles in einem guten Maß, er gibt hierbei trotzdem nicht den Fernsehkasper. Er ist aber erkennbar Sänger und spürbar Frontmann. Von Mark Tavassol wird höchstens mal was eingefügt.
Und doch macht sich Klaas‘ erste Karriere inzwischen bemerkbar, denn die erste Reihe ist mit Teenies besetzt und es gibt sogar Transparente. Ein ungewöhnliches Bild im Gloria-Theater, da es dort meist ruhig zugeht. Doch jetzt wird auch auf Aufforderung mit dem Handy geleuchtet, um für ein eventuelles Video gut da zu stehen. Der überraschende Effekt, der sich über die ersten Alben und der ersten Tour hält, geht dadurch ein bißchen verloren, alles wirkt professioneller, durchdachter und somit ernster, aber eben auch ernstzunehmender. Dieses Projekt besteht nicht nur nebenbei, das lässt sich auch am Rest der Band festmachen. Diese ist nämlich hochkarätig besetzt mit Musikern, die auch bei anderen Bands wie Kid Kopphausen oder Home Of The Lame schwingen. Bei insgesamt zwei Alben versteht es sich von selbst, dass die meisten Songs gespielt werden, auf das tolle Cover von „Regen“ von Enno Bunger verzichten die Männer aber offensichtlich auf dieser Tour.
Schade, denn bei rund 80 Minuten wäre für den einen oder anderen Song noch Zeit gewesen.
Die Zeit und Album Nummer 3 werden zeigen, wohin die Beiden mit Gloria wollen. Als Lückenfüller zwischen Wir sind Helden oder Circus Halligalli fühlt es sich nicht an. Bei weitem nicht.
Setlist:
Pilot
Ohne Träume
Schwaches Gift
Stolpersteine
Endlich Kombinieren
Eigenes Berlin
So Lange Du Mich Lässt
Warten
Das Was Passiert
Haut
Kreis
Neu Beginnen
Geister
Zu Vage
Wie Sehr Wir Leuchten
Gute Nacht, Bis Morgen