
A Summer’s Tale – Das neue Festival von FKP Scorpio
6. November 2014
Guano Apes – 27.10.2014 – Live Music Hall, Köln
6. November 2014Ed Sheeran – 05.11.2014 – ISS Dome, Düsseldorf

Was braucht es um den ISS Dome mit 12.500 begeisterten Teenagern zu füllen? Nein, keine Boygroup, sondern lediglich einen charmanten Briten, seine Gitarre und sein Loop-Gerät. Die Rede ist von Überflieger Ed Sheeran, der jüngst sein zweites Studio-Album „X“ (06/2014) veröffentlicht hat und nun Tourauftakt in Düsseldorf feierte.
Doch während Ed noch via Twitter verkündet, dass er den Griff des Tourbusses abgebrochen hat und sich damit im Bus eingeschlossen hat, eröffnen zwei Supports für ihn den Abend. Jamie Lawson macht den Anfang während viele es noch nicht einmal in die Halle geschafft haben. Rund um den ISS Dome geht es nur stockend vorwärts und so werden für viele die letzten Kilometer zur Tortur. Nicht nur einmal ist zu beobachten, dass Mitten auf der Straße Fans aus den Autos springen und Richtung Halle marschieren. Jamie macht währenddessen auf der Bühne seinen Job gut, sein schlichtes Akustikset trifft schließlich ganz den Nerv der Fans. Begeisterung will aber noch nicht so richtig aufbranden, denn die Teenager haben nur Ed Sheeran im Kopf. Das ist schade, denn musikalisch macht Jamie Lawson alles richtig.
Saint Raymond ist seit der Tour mit Lucy Rose im Sommer 2013 einen weiten Weg gegangen. Er präsentiert sich mit Band und schnell wird klar, dass er sich hervorragend weiterentwickelt hat. Im Mai 2014 veröffentlichte er seine dritte EP „Ghosts“, das erste Studioalbum ist für 2015 angekündigt. Schnell kann er das Publikum für sich gewinnen und die Stimmung steigt. Mit viel Energie und Bewegung auf der Bühne verzaubert er das Publikum und schafft es sogar die Arena in ein erstes Lichtermeer zu verwandeln.
Pünktlich um 21 Uhr ist dann Kreischalarm angesagt. Vor allem die ersten Reihen des Innenraums sind gefüllt mit Teenagern, die dem 23-jährigen ihre Liebe entgegen brüllen. Der kommentiert das immer wieder mit einem Schmunzeln oder Augenzwinkern, während Papierherzen und Plakate hochgehalten werden und Liebesbriefe auf die Bühne fliegen.
Musikalisch ist der Auftritt ein wahres Fest. Ed braucht nicht mehr als sich selbst, zwei Mikrofone, seine Gitarren – die nach jedem Song gewechselt werden und im Verlauf der Show mindestens eine gerissene Seite einbüßen – und sein Loop-Gerät. Damit baut er jeden seiner Songs auf, variiert, spielt sich selbst in Rage und schafft es so Stimmung aufzubauen. Schnell entwickelt sich ein anfangs ruhiger Titel zu einem wahren Orkan, durch den der Rotschopf über die Bühne fegt. Sheeran singt, rapt, spielt Gitarre und nutzt sie zeitgleich auch als Rhythmusinstrument und das alles ohne auf der großen Bühne verloren zu wirken.
Auch optisch wird großes Kino aufgefahren. In drei Reihen sind unterschiedlich große LED-Bildschirme angebracht, die sich über die gesamte Bühnenbreite erstrecken. Darauf werden mal im Splitscreen Live-Aufnahmen übertragen, mal im zerbrochenen Großbild Szenen aus seinen Musikvideos gezeigt. Effekte malen Emotionen in den Hintergrund, die jeden Song perfekt unterstreichen. So ist nicht nur sein charmantes Lächeln bis in die letzten Reihen zu erkennen, sondern auch für gewaltige Showeffekte gesorgt, als zum Beispiel zu „I See Fire“ Szenen aus dem Film „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ gezeigt werden.
Mit „The Man“ setzt Sheeran zusätzlich ein absolutes Highlight des Abends. Noch vor dem Song erzählt er, dass er ihn bisher vielleicht nur ein Mal live gespielt hatte und der Track für ihn sehr persönlich ist. Vor allem der mühelose Übergang zwischen Rap und klarem Gesang ist begeisternd. Aber auch immer wieder kleine Mash Ups in seine Songs einzubauen ist erfrischend. So groovt er kurzzeitig mit „No Diggity“ von Blackstreet durch „Don’t“ und leitet später in „Runaway“ mit „Everybody“ von den Backstreet Boys über.
Es ist ein Erfolgsrezept, das funktioniert. Ed Sheeran ist der nette Junge von Nebenan, der es schafft mit handgemachter Musik zu überzeugen und damit seine Fans von den Füßen zu reißen. Sein Publikum hängt ihm an den Lippen, kreischt, singt Textsicher und auf Aufforderung auch mehrstimmig und feiert ihn wie Justin Bieber oder früher die Backstreet Boys und Take That. Dabei steht ihm auch die große Arena ebenso gut wie der kleine Club, denn er schafft es die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen ohne so allein auf der großen Bühne verloren zu wirken. Kein Wunder, dass seine komplette Deutschlandtournee nicht nur in größere Hallen verlegt wurde, sondern restlos ausverkauft ist. Bravo!
Setlist:
I’m A Mess
Lego House
Don’t (mit Einspielern von „Loyal“ von Chris Brown und „No Diggity“ von Blackstreet)
Drunk
Take It Back
One
Bloodstream
Tenerife Sea
Runaway (mit Einspielern von „Everybody“ von den Backstreet Boys)
The Man
Thinking Out Loud
I See Fire
The A Team
Give Me Love
You Need Me, I Don’t Need You
Sing
Fotos Jamie Lawson & Saint Raymond: Markus Hillgärtner
Fotos Ed Sheeran: Steffie Wunderl