25 Jahre haben die Vier aus dem Schwabenländle bereits gemeinsam auf dem Buckel und sind im Musikbusiness weiterhin ganz vorn dabei. Streitigkeiten? Fehlanzeige! Skandale? Mitnichten! Und auch von Abnutzungserscheinungen kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil, die Solo-Ausflüge, wie sie jeder unternimmt, scheinen den Halt der Band eher zu stärken. So bringen es Thomas D., Smudo, Michi Beck und And.Ypsilon in ihrer 25-Jährigen Karriere inzwischen auf stolze neun Studioalben und das aktuelle Werk „Rekord“ (VÖ: 10/2014) steht im Mittelpunkt dieser Tour.
Doch bevor sich davon überzeugt werden kann, bekommt der Support Lary eine Chance die Leute in der fast ausverkauften Lanxessarena zu begeistern. Hinter Lary steckt in erster Linie Larissa Sirah Herden aus Düsseldorf. Diese wurde schon von Jan Delay sowie Flo Mega unterstützt und gepusht und gewann kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Albums „Future Deutsche Welle“ (VÖ: 09/2014) den New Music Award. Doch bei all diesen Vorschusslorbeeren sowie der bereits gewonnen Erfahrung ist Lary nervös, der Gesang leidet in ihren soulig-poppigen Stücken wenig darunter. Eine Coverversion des Songs „Engel“ von Rammstein spaltet die Gemüter. Fans des Originals werden mit der lieblichen Variante wenig warm werden, doch die sind wohl kaum anwesend. So wissen ihre Songs durchaus zu gefallen, die Stimme gilt es jedoch noch zu kräftigen und an der Performance zu arbeiten.
Doch auch wem Lary nicht so zusagt, der wird schnell erlöst. Punkt 21 Uhr eröffnet das Quartett mitsamt ihrer Band das Konzert, nein Show ist passender. Ein gigantischer Würfel ziert das Bühnenbild, läuft immer wieder rot erleuchtet voll und wird wieder leer. Selbst alte Hasen rechnen damit, dass die Herrschaften mit einem Knall aus diesem Würfel steigen, doch in Wirklichkeit starten sie auf einer kleinen Bühne im Innenraum. Durchaus ein bekanntes Stilmittel, dass Bands öfter nutzen, sich aber eher für das Ende überlegen. So drehen die Stuttgarter einfach mal um und gehen direkt mit dem Publikum auf Tuchfühlung.
Was folgt ist rund zwei Stunden Gesang und Rap ohne echte Atempause, denn oft gleiten Stücke ineinander über. Pausen werden kurz gehalten oder die Hauptstimme verschwindet im Folgelied etwas von der Bildfläche, um sich zu erholen. Erholung ist dagegen für den Innenraum ein Fremdwort, denn hier wird gehüpft, gesprungen oder rein gesungen. Mit ordentlichem Tempo verwursten die Wahlberliner 31 (!) Lieder aus der gesamten Diskografie, die kaum Wünsche offen lässt. Dabei zeigen die Fantas, dass sie auf der Bühne echte Rampensäue sein können und jederzeit in der Lage sind, Stimmung und Tempo zu drosseln oder zu steigern. Gerne wird das Bühnenbild gewechselt, der Würfel geneigt oder beleuchtet, jedoch bleibt dieser Dreh- und Angelpunkt der Bühne. Eine fantastisch eingespielte Band agiert zwar etwas im Verborgenen, was ihre Leistung jedoch nicht schmälert. Da diese selbstverständlich über ihre Einsätze informiert sein muss, bleibt verständlicherweise kaum Raum für spontane Ausreißer. Einzig für ein paar Anekdoten über Köln und deren Anfänge im Underground nehmen die Fantastischen Vier sich etwas Zeit und plaudern aus dem Nähkästchen. Sie bedanken sich nach rund zwei Stunden bei Köln für deren Treue passenderweise mit „Troy“ bevor sie ihre Fans in die kalte Nacht entlassen.
Setlist:
Die Vierte Dimension
25
Disco
Und los
Die Stadt die es Nicht Gibt
Heute
Danke
Locker Bleiben
Yeah Yeah Yeah
Buenos Dias Messias
Das Spiel ist aus
Lass sehen
Dicker Pulli
45 Fieber
Sie ist weg
Single
Liebesbrief
Gegen jede Vernunft
Gebt uns ruhig die Schuld (den Rest könnt ihr behalten)
Einfach Sein
Smudo in Zukunft
Typisch ich
Tag am Meer
Gott ist mein Zeuge
Du Mich Auch
Der Picknicker
Was geht
Ernten was wir säen
MfG
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Troy
Foto: Andreas Laesker