
Solar Fake – Blackfield Festival 2015
19. Juni 2015
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22. Juni 2015Blackfield Festival – Tag 3 – 14.06.2015

Der frühe Morgen des dritten und letzten Tages des Blackfield Festivals stand wieder im Zeichen der elektronischen Musik. Erneut strömten die Menschen bei schönstem Wetter auf das Gelände, erkundeten Mittelalter- und Gothic Markt oder warteten auf den Rängen gemütlich auf die erste Band. Gegen 11 Uhr weckten die Klänge des Side-Projekts „Herzfeind“ von André Feller mit ihrem Electropunk schließlich die letzten schläfrigen Gemüter im Gelsenkirchener Amphitheater. André, Juliane, Stefan und Steffen haben es sich zur Aufgabe gemacht ehrliche, deutsche Texte mit tanzbaren Beats zu verbinden – und das ist ihnen gelungen. Trotz ihrer kurzen Spielzeit brachten sie die Anwesenden ordentlich in Bewegung und eröffneten so gelungen den Tag.
Mit der EBM-Gruppe [x]-rx aus Köln verwandelte sich der Platz vor der Bühne wenig später in eine gut gefüllte Tanzfläche. Mit schnellen Songs wie „Kein Herz“ boten Pascal, Jan und Feli den Industrial-Fans reichlich Gelegenheit zur körperlichen Verausgabung, bevor sich das Programm am Mittag den etwas dunkleren und teils auch ruhigeren Klängen zuwandte. Gekonnt eroberten sie die Zuschauer und verabschiedeten sich unter Applaus von einem zufriedenen Publikum.
Die Dark Wave Vertreter The Beauty Of Gemina boten mit ihren düsteren Songs, diesmal exklusiv im Akustik-Gewand, eine Verschnaufpause und Zeit zum Träumen. Michael, Marco, Mac und Andi standen bereits mit Größen wie Placebo und Evanescence auf der Bühne und die Zeit als Geheimtipp schon lange hinter sich gelassen. Unterstützt von Geige und Cello verzauberten die Schweizer das wachsende Publikum und machte reichlich Werbung für ihr Akustikkonzert im Kustmuseum Liechtenstein.
Mit Beborn Beton, die für die aufgrund von Krankheit ausgefallenen Legend einsprangen, wandte sich dem EBM und Synthiepop zu. Auch die danach auftretenden Szene-Urgesteine von Clan Of Xymox bedienten diese Schiene, sodass sich über fast zwei Stunden der Innenraum und teils auch die Ränge der Location erneut in eine große Tanzfläche verwandelten.
End Of Green lieferten wenig später getreu ihrem Motto „Musik die nicht berührt, ist Zeitverschwendung“ die wohl rockigste Show des Abends. Obwohl zahlreiche ihrer Alben es sogar in die Deutschen Album Charts schafften, zählen Michelle Darkness, Rainier Sicone De Hampez, Lusiffer, Kerker und Sad Sir immer noch zu den Underdogs der Szene. Zu Unrecht, wie der Auftritt bewies. Mit einer Menge Energie und einer Menge Anekdote zur vergangenen, alkoholreichen Nacht im Hotel versüßte die Gruppe den Nachmittag.
Anschließend begeisterte die Letzte Instanz mit ihrem einzigartigen Crossover aus Folk, Rock und Klassik das gut gefüllte Gelände. Wie gewohnt mit außerordentlich guter Laune fegten Holly, Benni Cellini, Muttis Stolz, Oli, Michael Ende und Schlagzeuger-Neuling Andy Horst über die Bühne und nutzten die für ihre Verhältnisse doch recht kurze Spielzeit so gut es ging. Dabei präsentierten die Dresdner eine bunt gemischte Setlist, die sowohl alte Klassiker wie „Komm!“ und „Maskenball“, aber auch neue Titel wie „Traum Im Traum“ und „Von Anfang an“ enthielt. Nach 45 Minuten verabschiedete sich die Gruppe unter Applaus.
Um viertel nach sechs betraten L’Âme Immortelle die Bühne vor dem Rhein-Herne-Kanal. Mit ihrem hohen Bekanntheitsgrad lockten Sonja Kraushofer und Thomas Rainer eine große Menge an den Schauplatz – und enttäuschten ihre Fans nicht. Nach einer euphorischen Begrüßung legten die Musiker mit ihrer faszinierenden Kombination der zwei Gesangsstimmen los und zeigten dabei auch in Gelsenkirchen, dass sich an ihnen die Geister scheiden. Der Großteil der Besucher zeigte sich aber bei Songs wie „Phönix“, „Tiefster Winter“ und der Ballade „Fallen Angel“ begeistert und verausgabte sich mit Tanz, Gesang und Klatschen, bis sie die Formation aus Wien nach knapp 60 Minuten unter Applaus verabschiedeten.
Mit dem Co-Headliner neigte sich der Sonntag und somit auch das vorerst letzte Blackfield-Festival unweigerlich dem Ende zu. Mit den Blackfield-Debütanten von Mono Inc. und ihrem aktuellen „Terlingua“-Programm wurde sicherlich ein gebührender Abschluss eingeleitet – die Hamburger Gruppe füllte das Amphitheater und schuf rasche eine energievolle Atmosphäre. Mit einer Rundreise durch die eigenen Alben präsentierten Martin, Carl, Manu und Katha Mia gewohnt gekonnt ihr Können, wobei die neue Scheibe mit zwei Liedern ungewohnt kurz kam. Das mag aber vor allem daran liegen, dass viele der neuen Titel für Festivals schlichtweg zu ruhig sind. Mit der aktuellen Single „Tag X“ und „Never Ending Love Story“ fand es aber trotzdem seinen Platz neben bewährten Songs wie „Gothic Queen“, „Revenge“, „Voices Of Doom“ und natürlich „Heile Heile Segen“. Nach einigen berührenden Worten zum Abschied des Festivals verließ das Quartett die Bühne.
Um fast halb neun war der Zeitpunkt gekommen – die letzte Band des Wochenendes eroberte die Bühne. Die Industrial-Größe Project Pitchfork trat vor die randvolle Location und gab sich die Ehre, dem Wochenende einen krönenden Abschluss zu bieten. Zu „Timekiller“, „Rain“ und „Souls“ wurde ein letztes Mal an diesem Tag das Tanzbein geschwungen. Gekonnt kombiniert mit einer unglaublichen Lichtshow begeisterten Project Pitchfork die scheinbar nicht endende Menge an schwarzen Zuschauern. Nach einem lauten Applaus zu Gunsten der Musiker betrat Moderator Jens noch einmal die Bühne – doch die vielfach ersehnte Ankündigung der Festival-Rettung blieb aus. Es wurde sich für ein grandioses Wochenende mit guter Organisation, fantastischem Wetter und begeisternder Musik bedankt und Abschied genommen von einem „Muss“ in den letzten Jahren für jeden schwarzen Festivalgänger, dass es sicher nicht wenigen Menschen die Tränen in die Augen trieb.